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Ruanda kämpft gegen Menschenhandel

Philipp Sandner26. August 2014

Ruandas Präsident Kagame will dem Menschenhandel Einhalt gebieten. Dabei bittet er die Bevölkerung um Mithilfe. Doch auch beim staatlichen Engagement besteht Verbesserungsbedarf.

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Ein Mann sitzt auf dem Boden vor einer kargen Wand (Foto: UNICEF/NYHQ2010-1152/Asselin)
Bild: UNICEF/NYHQ2010-1152/Asselin

Es ist ein Problem, das in Ruanda zunimmt: Immer mehr Menschen werden nach Polizeiangaben Opfer von Menschenhandel. Über genaue Zahlen oder Schätzungen hält sich die ruandische Polizei zwar bedeckt. Doch Beispiele gebe es viele. So sei im vergangenen Jahr die Befreiung von sieben Mädchen gelungen, die ins Nachbarland Uganda verschleppt worden waren. Geködert mit dem Versprechen auf gute Anstellungen, seien die Mädchen in Uganda zur Prostitution gezwungen worden, berichtet die Polizei.

Inzwischen hat sich Ruandas Präsident Paul Kagame selbst des Themas angenommen. "Wie ist es möglich, dass unsere Kinder - besonders die Mädchen - zur Ware werden?", fragte Kagame das Parlament. "Und das, obwohl wir uns des Problems bewusst sind."

Alle sind in der Pflicht

Der Menschenhandel müsse aufhören, sagte Kagame jüngst in einer Parlamentsdebatte - und kündigte an, dass die Sicherheitskräfte hier stärker aktiv werden müssten. Dem Präsidenten ging es aber auch darum, das Problembewusstsein in der Bevölkerung zu schärfen. "Wir können dieses Thema nicht allein der Polizei überlassen", so Kagame. Es sei in der Verantwortung jedes einzelnen, das Problem zu bekämpfen.

Ein halbnackter Mann und eine Frau sietzen auf einem Bett (Foto: picture-alliance/Ton Koene)
Der Weg führt oft in die ProstitutionBild: picture-alliance/Ton Koene

Die Polizei verstärke ihrerseits ihre Anstrengungen, sagte Ruandas Chefermittler und stellvertretender Polizeichef Tony Kuramba im DW-Interview. Dazu gehöre zunächst eine verstärkte Aufklärung der Bevölkerung. "Außerdem führen wir Razzien in Gebieten durch, wo wir Drehpunkte des Menschenhandels vermuten." Die Polizei habe auch noch andere Wege, sagte Kuramba. Dazu wolle er sich aber nicht im Einzelnen äußern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Ruanda: international im Mittelfeld

Was staatliche Maßnahmen gegen den Menschenhandel angeht, bewege sich Ruanda international im Mittelfeld, sagt Alexandra Rudolph vom Heidelberger Alfred-Weber-Institut für Wirtschaftswissenschaften. Das Institut veröffentlicht dazu jedes Jahr den sogenannten 3P-Index. Auf der Grundlage von Daten der Vereinten Nationen und des US-Außenministeriums gibt der Bericht Auskunft über Maßnahmen zur Vorbeugung (Prevention), Strafverfolgung (Prosecution) und zum Schutz der Bevölkerung (Protection), jeweils auf einer Skala von eins bis fünf. Je höher die Wertung, desto besser die Maßnahmen.

Ruandas Präsident Paul Kagame (Foto: EPA/EVAN SCHNEIDER)
Präsident Paul Kagame: "Der Menschenhandel muss aufhören."Bild: picture-alliance/dpa

Im Vergleich schneiden also die Staaten am besten ab, die insgesamt 15 Punkte erreichen. In der jüngsten Wertung für 2012 erreichte Ruanda insgesamt zehn Punkte: jeweils drei von fünf Punkten bei der Vorbeugung und beim Bevölkerungsschutz, vier in der Strafverfolgung. Bei der Vorbeugung bedeute dies einen Rückgang gegenüber dem Vorjahr, sagt Rudolph. "Im Bereich der Strafverfolgung ist Ruanda hingegen ganz gut aufgestellt. Alle rechtlichen Grundlagen sind geschaffen, man versucht, Menschenhändler zu identifizieren und mit relativ hohen Strafen zu belegen."

Trotzdem bleibe die Frage, wie konsequent Ruanda seine Gesetze anwende, gibt Rudolph zu bedenken. Zum Bereich des Menschenhandels gehöre schließlich auch die Rekrutierung von Kindersoldaten. Und es habe wiederholt Vorwürfe gegeben, dass Regierungsbeamten diese mit unterstützten - etwa 2012, als die M23-Rebellen in der benachbarten Demokratischen Republik Kongo gegen die Regierung kämpften. In der Region Ostafrika schneidet Ruanda mit seinen Maßnahmen gegen Menschenhandel vergleichsweise gut ab: Mit zehn Punkten liegt es im Weltrang auf Platz 82, gemeinsam mit Uganda und Kenia. Tansania bleibt noch weiter zurück. Burundi (Platz 138) und die Demokratische Republik Kongo (Platz 149) gehören laut dem 3P-Index zu den Schlusslichtern im Kampf gegen Menschenhandel.

Grenzposten zu Ruanda in Goma (Foto: Reuters)
Manche Spur führt in das Nachbarland KongoBild: Reuters