Rushhour in Rot
26. Januar 2004
Erstmals in der Geschichte der Raumfahrt sind damit zwei Landeroboter auf dem Mars aktiv. Nach einer sieben Monate langen Reise war der durch Prallsäcke geschützte Roboter in der Meridiani-Tiefebene aufgeschlagen, wo er in den nächsten Wochen nach Wasser und Spuren von Leben suchen. Die ersten Bilder zeigten die Landehülle des Roboters vor dem Hintergrund der fremden Marslandschaft. Auf einigen Bildern sind helle Felsen im Hintergrund zu erkennen. Die Landschaft wirkt sanfter als auf der anderen Seite des Planeten. Die Wissenschaftler hatten mit besonderer Spannung auf die Bilder gewartet, weil von dieser Seite des Roten Planeten noch keine Aufnahmen von der Oberfläche existierten.
Im Kontrollraum des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena, wo auch Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger alle Phasen der Landung über die ersten schwachen Tonsignale des Rovers verfolgte, herrschte nach dem zweiten Erfolg innerhalb von drei Wochen ausgelassene Stimmung. Als das Signal von der sicheren Landung des Rover eintraf, brach lauter Jubel im Kontrollraum aus. NASA-Chef Sean O'Keefe schenkte bei der ersten Pressekonferenz nach der Landung seinem Erfolgsteam Champagner aus.
Auftrieb für weitere Raumfahrtpläne
O'Keefe, der kürzlich zusammen mit Präsident George W. Bush als Ziel der amerikanischen Raumfahrt die Rückkehr zum Mond und eine bemannte Marsmission abgesteckt hatte, freute sich sichtlich über den Doppelerfolg, der nach Ansicht von Experten den US-Plänen Auftrieb geben wird. Er sprach von einem Beispiel dafür, dass die NASA Großes erreichen könne, wenn sie alle ihre Energie bündele.
In der Tiefebene soll der 1,5 Meter hohe Rover, der mit Panoramakameras und deutschen Spektrometern zur Gesteinsanalyse ausgestattet ist, unter anderem nach Roteisenerz (Hämatit) suchen, das sich oft in Gegenwart von Wasser bildet. Das graue Gestein war 1998 von der Sonde "Mars Global Surveyor" entdeckt worden. Hämatit kann sich nach Angaben der JPL-Wissenschaftlerin Joy Crisp durch vulkanische Aktivitäten oder mit Hilfe von Wasser bilden. "Opportunity" soll diese Frage nun klären.
Die verschiedenen Gesichter des Mars
Die Wissenschaftler wussten bereits vor der Landung, dass die Landschaft ganz anders sein würde als im 10.000 km entfernten Gusev-Krater, von dem "Spirit" Farbbilder in beeindruckender Schärfe geschickt hatte, bevor die Kommunikation wegen Probleme mit einem Speichermodul gestört wurde. Kurz vor der Landung der "Opportunity" konnten die JPL-Wissenschaftler aber mit "Spirit" wieder kommunizieren.
"Opportunity" landete nur drei Tage, nachdem die Sonde "Mars Express" der Europäischen Raumfahrtbehörde ESA die Existenz von Wasser auf dem Wüstenplaneten bestätigt hatte. Hoch empfindliche Spektrometer und Kameras konnten erstmals farblich sichtbar machen, dass die südliche Polkappe des Mars nicht allein aus gefrorenem Kohlendioxid, sondern zum Teil auch aus Wasser besteht - wenn auch nicht in flüssiger Form. (wga)