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Putins Gesundheit

Roman Goncharenko12. März 2015

Seit rund einer Woche ist Russlands Präsident Wladimir Putin nicht in der Öffentlichkeit aufgetreten. Der Kreml dementiert Spekulationen über Gesundheitsprobleme. Doch die Gerüchteküche brodelt.

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Wladimir Putin
Bild: picture-alliance/dpa/M. Klimentyev/Ria Novosti

"Ist er gesund?" "Absolut." "Hat er einen festen Handschlag?" "Er bricht einem die Hand." In einem Interview für den Radiosender "Echo Moskwy" dementierte am Donnerstag Dmitri Peskow, Pressesprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, mit Ironie Gerüchte über dessen Gesundheitsprobleme. Der 62-jährige Kremlchef sei kerngesund und habe lediglich sehr viele Termine, so Peskow.

Treffen in Astana verschoben

In einem anderen Interview am Tag zuvor wies Putins Sprecher zurück, dass der für Donnerstag und Freitag geplante Besuch des Präsidenten in Kasachstan aus Gesundheitsgründen kurzfristig abgesagt worden sei. In der kasachischen Hauptstadt Astana wollte sich Putin mit seinen Amtskollegen aus Kasachstan und Weißrussland, Nursultan Nasarbajew und Alexander Lukaschenko, treffen. Die drei Länder sind Gründungsmitglieder der Eurasischen Wirtschaftsunion postsowjetischer Republiken. Wegen westlicher Sanktionen gegen Russland und niedriger Ölpreise steht diese Allianz vor immer größeren Problemen. Außerdem wollte Putin mit seinen Kollegen über die Lage in der Ukraine sprechen. Das Treffen werde in wenigen Tagen nachgeholt, versicherte Peskow.

Doch seit Tagen rätselt Russland über Putins Gesundheitszustand. Als eine der ersten berichtete die Nachrichtenagentur RBK, dass sich Putin seit dem 6. März nicht mehr in der Öffentlichkeit gezeigt habe. RBK ist kein staatliches, sondern ein privates Medienunternehmen - und gilt als gut informiert.

Rückenprobleme kratzten am Image

Wladimir Putin während eines Urlaubs in Südsibirien (Foto: ALEXEY DRUZHININ/AFP/Getty Images)
Wladimir Putin während eines Urlaubs in SüdsibirienBild: Alexey Druzhinin/AFP/Getty Images

Wladimir Putin stand äußerst selten wegen angeblicher Gesundheitsprobleme im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die aktuelle Diskussion ist der zweite Fall dieser Art. Im September 2012 war bei mehreren öffentlichen Auftritten aufgefallen, dass Putin humpelte. Der russische Präsident reduzierte seine Präsenz in den Medien und verschob mehrere Termine und Auslandsreisen. Sein Pressesprecher Peskow sagte damals, der Kremlchef habe sich beim Sport verletzt. Putin ist ein aktiver Judo-Kämpfer.

Die Spekulationen über die Gesundheit des damals 60-Jährigen und gerade zum dritten Mal gewählten Staatschefs hinterließen Kratzer an seinem Image. Ob Präsident oder Premier, Putin stellte sich stets als gesunden und sportlichen Mann dar. Er ließ sich sogar gerne mit freiem Oberkörper filmen. Einen humpelnden Putin hatte Russland bis dahin nicht gesehen. In oppositionellen Kreisen und vor allem in sozialen Netzwerken wurde Russlands Präsident damals zum Gespött gemacht.

Spekulationen über Palastrevolte

Diesmal kommen die Nachrichten über Putins angebliche Gesundheitsprobleme nur wenige Tage vor dem ersten Jahrestag der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim, aber auch vor dem Hintergrund der andauernden Kämpfe in der Ostukraine.

Es gibt sogar Mutmaßungen über einen angeblichen Tod Putins und einen Machtkampf um sein Erbe. Neu ist das aber nicht: Seit Monaten wird in russischen Medien über eine mögliche Palastrevolte der prowestlichen Kräfte oder einen Anschlag auf Putin spekuliert. Er selbst reagierte darauf mit Humor. "Bei uns gibt es keine Paläste, also wird es auch keine Palastrevolte geben", sagte der Kremlchef auf einer Pressekonferenz im Dezember 2014. Seine Residenz im Kreml sei sicher.

Machtkampf mit Tschetschenenführer Kadyrow?

Treffen zwischen Wladimir Putin und Ramsan Kadyrow (Foto: Alexsey Druginyn/RIA Novosti)
Ramsan Kadyrow (r.) bei einem Treffen mit PutinBild: picture-alliance/dpa/A. Druginyn/RIA Novosti

Tatsache ist, dass der Kremlchef tagelang nicht auf den Bildschirmen zu sehen war, während Ermittlungen im Mordfall des Oppositionspolitikers Boris Nemzow laufen. Zunächst meldeten die russischen Ermittler schnelle Erfolge und nahmen mehrere Verdächtige fest. Es handelte sich um Sicherheits- und Polizeimitarbeiter aus der russischen Teilrepublik Tschetschenien. Doch dann dementierte der Hauptverdächtige sein angebliches Geständnis. Russische Medien berichteten über andere mögliche Täter aus Tschetschenien und behaupteten, deren Namen seien Putin bekannt.

Manche Beobachter vermuten einen Konflikt zwischen den russischen Geheimdiensten und dem mächtigen tschetschenischen Präsidenten Ramsan Kadyrow, der sich öffentlich hinter den Hauptverdächtigen im Mordfall Nemzow gestellt hatte. Kadyrow bekam von Putin neulich einen Ehrenorden verliehen und schwor dem russischen Präsidenten Treue: Er sei bereit, für Putin zu sterben.