Russland: Wo ist Alexej Nawalny?
12. Dezember 2023
Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Unterstützer aus dem Straflager verlegt worden, in dem er bislang inhaftiert war. Sein Aufenthaltsort sei derzeit unklar, erklärte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch auf der Online-Plattform X (vormals Twitter). "Wir wissen immer noch nicht, wo Alexej ist."
In den Straflagern sechs und sieben in der Stadt Kowrow im russischen Gebiet Wladimir sei Nawalnys Anwalt nun mitgeteilt worden, dass der 47-Jährige dort nicht sei, schrieb Jarmysch. Noch am vergangenen Freitag habe es gar keine Antwort zu Nawalnys Verbleib gegeben.
Nicht mehr zum Prozess zugeschaltet
Vor einem Gericht in Kowrow werden derzeit Klagen Nawalnys gegen die Gefängnisleitung verhandelt. Seit Donnerstag wurde der Kreml-Kritiker aber nicht mehr wie üblich zu dem Prozess zugeschaltet. Die Gefängnisleitung begründe dies mit angeblichen Problemen bei der Stromversorgung, führte Jarmysch aus.
Bereits seit vergangenem Mittwoch bekommen die Anwälte demnach keinen Zutritt mehr zu Nawalny. Briefe an ihn würden nicht zugestellt. Die Sorgen um den Gesundheitszustand des Kreml-Kritikers sind besonders groß, weil ihm laut Jarmysch vor zwei Wochen in seiner Zelle schlecht geworden war.
Kreml weiß angeblich von nichts
Auch die US-Regierung zeigte ich "tief besorgt" um Nawalny. Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby, bekräftigte, dass Washington die "sofortige" Freilassung Nawalnys verlange.
Die Führung in Moskau bezeichnete die Äußerungen als inakzeptable Einmischung in die inneren Angelegenheiten Russlands. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte, er wisse nichts über den Verbleib Nawalnys.
Kampagne "Russland ohne Putin" gestartet
Nawalnys Team hatte in der vergangenen Woche mit Blick auf die Präsidentenwahl am 17. März 2024 die Kampagne "Russland ohne Putin" gestartet. Sie ruft dazu auf, für andere Kandidaten zu stimmen, um eine Wiederwahl des 71 Jahre alten Kremlchefs zu verhindern.
Nawalny war im August wegen Extremismusvorwürfen zu 19 Jahren Haft verurteilt worden und ist international als politischer Gefangener eingestuft. Der Oppositionelle, der auch Folter in Haft beklagte, hatte im August 2020 nur knapp einen Mordanschlag mit dem chemischen Kampfstoff Nowitschok überlebt. Nawalny hatte Putin und ein Killerkommando des Inlandsgeheimdienstes FSB für das Attentat verantwortlich gemacht.
Nach der Vergiftung wurde Nawalny mehrere Monate in einem Krankenhaus in Berlin behandelt. Bei seiner Rückkehr nach Moskau im Januar 2021 wurde er verhaftet.
gri/ww (rtr, dpa, afp)