Rüstungsdeal entzweit USA und Türkei
7. Juni 2019Die Vereinigten Staaten haben der Türkei eine Frist bis Ende Juli gesetzt, um auf den Kauf russischer S-400-Flugabwehrraketen zu verzichten. Zugleich kündigte das US-Verteidigungsministerium Sanktionen für den Fall an, dass die Regierung in Ankara dieser Forderung nicht nachkommen sollte.
Gegebenenfalls müssten alle türkischen Piloten, die derzeit an den neuen F-35-Kampfjets der NATO ausgebildet werden, die USA verlassen, warnte das Pentagon. Außerdem würde die Beteiligung türkischer Unternehmen am Bau der F-35-Maschinen dauerhaft gekappt, hieß es aus Washington.
Verhärtete Fronten
Der kommissarische US-Verteidigungsminister Patrick Shanahan sagte vor Journalisten, er habe seinen türkischen Kollegen Hulusi Akar schriftlich über den Beschluss informiert. Man werde der Türkei auch keine F-35 liefern, sollte das Land nicht einlenken, betonte Shanahan. Die türkische Regierung hat hundert Maschinen dieses Typs bestellt. Sie werden vom amerikanischen Rüstungskonzern Lockheed Martin produziert.
Die USA und andere NATO-Mitglieder befürchten, Russland könnte über das S-400-System Informationen über Flugzeuge des westlichen Militärbündnisses erlangen. Washington möchte, dass Ankara stattdessen das US-Patriot-System erwirbt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan beharrt jedoch auf dem Rüstungsgeschäft mit Russland. Seine Regierung habe nicht vor, "einen Rückzieher zu machen", erklärte Erdogan in dieser Woche. Moskau habe seinem Land ein besseres Angebot unterbreitet, argumentierte er.
Die ersten russischen Luftabwehrraketen sollen bereits "in rund zwei Monaten" geliefert werden, wie der Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Rostec, Sergej Tschemesow, mitteilte. Mit der Türkei sei alles "auf dem richtigen Weg".
wa/pgr (afp, dpa, rtr)