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Santos setzt auf die USA

Tobias Käufer, Bogotá4. Februar 2016

Kolumbiens Präsident besucht Washington. Juan Manuel Santos geht es um eine Neuausrichtung der Beziehungen zu den USA. Und um Unterstützung für die Zeit nach dem Bürgerkrieg. Von Tobias Käufer, Bogotá.

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Juan Manuel Santos - Foto: Guillermo Granja (Reuters)
Bild: Reuters/G. Granja

Kaum ein anderer strategischer Pakt hat in Lateinamerika in den vergangenen Jahren mehr Debatten und Emotionen ausgelöst wie der "Plan Colombia". Gut 15 Jahre ist es nun her, dass der damalige kolumbianische Staatspräsident Andrés Pastrana und sein US-Kollege Bill Clinton die Unterschrift unter die Vereinbarung setzten. Zumindest auf dem Papier versprach der "Plan Colombia" eine erfolgreiche Bekämpfung des Drogenhandels und der FARC-Guerilla in dem südamerikanischen Land.

Andrés Pastrana und Bill Clinton (2000) - Foto: Mario Tama (AFP)
Präsidenten Pastrana und Clinton in Washington (2000): Milliarden Dollar in Kolumbiens Haushalt gespültBild: Getty Images/AFP/M.Tama

Über den Erfolg gehen die Meinungen weit auseinander. Der Plan berechtigte die Armee, auch polizeiliche Aktivitäten auszuüben. Viele Milliarden US-Dollar wurden dazu von den USA in den kolumbianischen Haushalt gespült. Kritiker monieren, dies hätte zu noch mehr Blutvergießen und Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien geführt. Befürworter aber glauben, der "Plan Colombia" hat die linksgerichtete FARC-Guerilla überhaupt erst an den Verhandlungstisch gezwungen.

Am Beginn einer neuen Epoche

Zumindest die Regierungen in Bogotá und Washington haben eine klare Meinung: Sie feiern am 4. Februar den 15. Jahrestag der Unterzeichnung mit einem kleinen Festakt. Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ist dazu in die USA gereist, wo er von US-Präsident Barack Obama empfangen wird.

Timoleón Jiménez - Foto: Luis Acosta (AFP)
FARC-Chef Jiménez: "Politik ohne Waffen"Bild: Getty Images/L.Acosta

Tatsächlich steht Kolumbien an der Schwelle zu einer neuen, friedlichen Epoche. Seit mehr als drei Jahren verhandeln in der kubanischen Hauptstadt Havanna die Delegationen der Santos-Regierung und der FARC-Guerilla über eine Beendigung des bewaffneten Konfliktes. Beide Seiten haben sich so weit angenähert, dass es wohl noch am 23. März zu der Unterzeichnung eines Friedensabkommens und danach zur Entwaffnung der FARC kommen wird. Rebellen-Chef Timoleón Jiménez alias "Timochenko" sagte am Wochenende dem Nachrichtenmagazin "Semana": "Wir wollen künftig Politik nur noch ohne Waffen machen."

Neuausrichtung dringend nötig

Das bedeutet allerdings auch, dass das noch laufende, vor allem auf militärische Unterstützung zielende Sicherheitskonzept "Plan Colombia" dringend einer Neuausrichtung bedarf - weg von der Bekämpfung des Drogen- und Guerillakriegs hin zu aktiver Unterstützung des Friedensprozesses. Doch das kostet Geld: Opfer müssen entschädigt, Ländereien zurückgegeben werden. Außerdem brauchen die rund 8000 künftigen Ex-Rebellen eine berufliche Perspektive, wenn sie die Waffen tatsächlich aus der Hand geben wollen.

Kolumbianisches Militär im Anti-Guerilla-Kampf (2013) - Foto: Daniel Martinez (AFP)
Kolumbianisches Militär im Anti-Guerilla-Kampf (2013): Armee mit Polizei-AufgabenBild: Getty Images/AFP/D.Martinez

Deutschland unterstützt Kolumbien bereits mit einem Kredit in Höhe von rund 300 Millionen US-Dollar. Kolumbiens Präsident Santos erhofft sich von seinem US-Kollegen Barack Obama ebenfalls ein klares Bekenntnis zum Friedensprozess und konkrete finanzielle Zusagen für die Nachbürgerkriegszeit. "Es beginnt nun eine andere Phase, ohne die Themen zu vernachlässigen, die uns traditionellerweise vereint haben", sagte Santos vor seiner Abreise in die Vereinigten Staaten. Kolumbien ist für die USA so etwas wie ein letzter zuverlässiger Partner in Lateinamerika - ein Kontinent, auf dessen Linksruck die Regierung in Washington bis heute keine schlüssige Antwort fand.

Santos braucht Rückendeckung

Juan Manuel Santos reist allerdings innenpolitisch angeschlagen in die USA. Längst nicht alle Kolumbianer sind begeistert von den fortgeschrittenen Verhandlungen mit der FARC. Sie wollen die Führungselite der Guerilla für Jahre im Gefängnis sehen, statt im Parlament. Umso wichtiger ist für den kolumbianischen Präsidenten Rückendeckung aus Washington: "Präsident Obama und ich werden ihn dazu beglückwünschen, dass es ihm gelungen ist, sein Land so nah wie nie zu vor an das Ende des Krieges zu führen", kündigte Außenminister John Kerry schon einmal an. Santos wird es gerne hören.