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Sarkozy greift an

22. September 2014

Nur zwei Tage nach seiner Rückkehr in die Politik startet Nicolas Sarkozy seine Kampagne. In einem TV-Interview kritisiert er Präsident Hollande und malt die Lage seines Landes in den schwärzesten Farben.

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Porträt von Nicolas Sarkozy (Foto: AP)
Bild: ap

Es war das erste TV-Interview von Nicolas Sarkozy nach seiner Rückkehr in die Politik. Im Sender France 2 warf der Ex-Präsident seinem sozialistischen Nachfolger François Hollande vor, die Franzosen vor seinem Amtsantritt 2012 belogen zu haben. "Ich habe nicht gelogen", sagte Sarkozy. Dagegen sei von Hollandes Versprechungen nur "eine lange Litanei von Lügen" übrig geblieben. Er habe er keine andere Wahl gehabt, als wieder in die Politik einzusteigen, sagte Sarkozy.

Sarkozy will UMP umorganisieren

Die wirtschaftliche und politische Lage Frankreichs malte er in schwärzesten Farben. Die heutige Krise Frankreichs könne Europa in den Bankrott stürzen. Soviel Wut und Hoffnungslosigkeit habe er noch nicht gesehen. Sarkozy kündigte an, seine kriselnde konservative Partei UMP auf Kurs bringen zu wollen."Ich werde den Namen der Partei ändern und sie neu organisieren", sagte Sarkozy dem "Journal du Dimanche". Zunächst gehe es ihm darum, die politische Familie auf Vordermann zu bringen, sagte der 59-Jährige, der sich Ende November zum Parteichef wählen lassen will.

Dies gilt als erster Schritt für eine Kandidatur bei der Wahl des Staatspräsidenten 2017. Bei der Präsidentenwahl 2012 hatte Sarkozy gegen den Sozialisten François Hollande verloren. In seinem jetzt begonnenen Kampf um eine "Sammlung" der konservativen Kräfte hat er eine größere Medienkampagne eröffnet, auch mit Flugblattaktionen. "Ich werde nicht ankündigen, dass ich Kandidat für das Präsidentenamt bin", sagte Sarkozy, "das wird ein andermal sein." Er habe einen langen Marsch begonnen, meinte der Ex-Präsident, auf dem er nach seinen Worten auch Staatspräsident Hollande gegenüber nicht aggressiv begegnen will. Sarkozy gab sich zudem überzeugt, dass die politischen Affären ihn nicht behindern werden. Derzeit läuft gegen ihn ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Korruption.

Innerparteiliche Konkurrenz

Kritik an Deutschland wies Sarkozy zurück. Er hatte während seiner Amtszeit als Präsident von 2007 bis 2012 eng mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Finanzkrise zusammengearbeitet. Vor allem die äußerste Linke in Frankreich hält Merkel vor, durch ihr Bestehen auf einem strengen Sparkurs das Wachstum abzuwürgen. Sarkozy bekannte sich jedoch dazu, dass auch er der Ansicht sei, dass mehr Wachstum in der Eurozone nötig sei und Inflationsbekämpfung zur Zeit nicht die Priorität sein könne.

Der vor zweieinhalb Jahren aus dem Amt gewählte Sarkozy trifft auf seinem Weg zurück mehrere gewichtige Konkurrenten in der Partei. Der populäre Bürgermeister von Bordeaux und Ex-Regierungschef Alain Juppé kommentierte Sarkozys Rückkehr am Wochenende bereits mit den Worten, das Rennen für 2017 habe begonnen: "Ich werde bis zum Ende gehen." Er bekräftigte, nur eine fünfjährige Amtszeit als Präsident anzustreben.

60 Prozent Ablehnung

Die bereits früher von Sarkozy geleitete UMP ist derzeit in der Opposition und von Affären geschüttelt. Die gut 260.000 Mitglieder der Partei stimmen am 29. November im Internet über einen neuen Chef ab. Umfragen zeigen, dass mehr als 60 Prozent der Franzosen Sarkozys Rückkehr in die Politik nicht gut finden und ihn auch nicht erneut als Kandidaten für das Präsidentenamt sehen wollen. Eine übergroße Mehrheit der UMP-Anhänger begrüßte hingegen Sarkozys Rückkehr.

cr/gmf (dpa, afp)