Saudi-Arabiens König Abdullah ist tot
23. Januar 2015Abdullah bin Abdul Asis Al-Saud gehörte zu den beliebtesten Monarchen in der Geschichte des islamischen Königreichs Saudi-Arabien. Seine Popularität dürfte neben dem harten Durchgreifen der Polizei auch dazu beigetragen haben, dass es während des sogenannten Arabischen Frühlings 2011 in dem ölreichen Land auf der Arabischen Halbinsel nur wenige Protestaktionen gegen die Herrscherfamilie gab. Erst mit über 80 Jahren hatte Abdullah im August 2005 nach dem Tod von König Fahd den Thron bestiegen.
Der Königspalast in Riad hatte Anfang Januar mitgeteilt, dass der Monarch im Krankenhaus liege und wegen einer Lungenentzündung behandelt werde. Abdullah hatte seit Längerem gesundheitliche Probleme.
Obwohl König Abdullah als fromm und sittenstreng galt und als junger Mann kaum westlichen Einflüssen ausgesetzt war, sagte man ihm in seinen letzten Lebensjahren nach, er sei "progressiver als die Mehrheit der Saudis". Gegen den Willen einflussreicher Islam-Gelehrter gründete er 2009 die König-Abdullah-Universität (KAUST), in der Frauen und Männer gemeinsam studieren und forschen. 2013 ernannte er erstmals Frauen zu Mitgliedern des Schura-Rates (eine Art Parlament ohne Gesetzgebungskompetenz).
Der beduinischen Tradition entsprechend, pflegte König Abdullah den direkten Dialog mit seinen Untertanen. Viele Saudis, die sich von der Justiz ungerecht behandelt fühlten, wandten sich mit Petitionen an ihn. Einige von ihnen hatten damit Erfolg.
Abdullah ist einer der Söhne des Staatsgründers König Abdul Asis (Ibn Saud). Er soll nach unterschiedlichen Angaben 1923 oder 1924 zur Welt gekommen sein. Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt.
Vermittlung als Herzensangelegenheit
Als Kronprinz hatte er König Fahd, der in seinen letzten zehn Lebensjahren sehr krank war, schon oft bei internationalen Konferenzen und Staatsbesuchen vertreten. Aus dieser Zeit stammt eine persönliche Feindschaft mit dem 2011 gestürzten libyschen Diktator Muammar al-Gaddafi. Der König und der libysche Oberst warfen sich beim Arabischen Gipfel 2009 in aller Öffentlichkeit Schimpfwörter an den Kopf. Die Saudis schätzten an Abdullah, dass er - im Gegensatz zu anderen Mitgliedern des Königshauses - kein verschwenderisches Luxusleben führte.
Außerdem erntete er mit seinen verschiedenen Vermittlungsbemühungen und Initiativen viel Lob. 2002 präsentierte König Abdullah in Beirut eine Nahost-Friedensinitiative, die von allen arabischen Staaten akzeptiert wurde. Er versuchte, im Machtkampf zwischen den rivalisierenden Palästinenserfraktionen Fatah und Hamas zu vermitteln. Auch sorgte er für eine Annäherung zwischen den arabischen Golfstaaten und dem Iran. Im November 2008 reiste Abdullah, der den Titel "Hüter der heiligen Stätten von Mekka und Medina" trug, zu einem Gespräch mit Papst Benedikt XVI. in den Vatikan.
Unter seiner Führung wurde Saudi-Arabien ab 2013 zum wichtigen Unterstützer des Aufstandes gegen das syrische Regime von Präsident Baschar al-Assad. An der Seite der USA beteiligt sich Saudi-Arabien zudem an Luftschlägen gegen Stellungen des "Islamischen Staates" (IS) in Syrien. Die Anti-IS-Koalition, der neben westlichen Ländern auch zehn arabische Staaten angehören, war Anfang September 2014 auf einem Gipfeltreffen im saudischen Dschidda geschmiedet worden.
Innenpolitisch bemühte sich Abdullah um eine Nachfolgeregelung, die Grabenkämpfe innerhalb der weit verzweigten und großen Herrscherfamilie verhindern soll. Der neue König, Abdullahs Halbbruder Salman, ist 79 Jahre alt und einer von sieben Söhnen, die der Staatsgründer, König Abdul Asis, mit seiner Lieblingsfrau Hassa al-Sudairi hatte.
qu/cw (rtr, afp, dpa)