Scharfe Warnung der Armeeführung
7. Juni 2013"Das Armeekommando ruft alle Bürger auf, auf der Hut zu sein vor Versuchen, den Libanon zurückzuwerfen und in einen absurden Krieg hineinzuziehen", hieß es in Beirut veröffentlichten Erklärung der Generäle. Das Militär habe in den vergangenen Monaten alles unternommen, um ein Übergreifen des syrischen Bürgerkriegs zu verhindern. "Aber in den vergangenen Tagen schienen einige Gruppen entschlossen, die Spannungen anzuheizen." Diese Gruppen würden versuchen, die verschiedenen Meinungen der Libanesen zu den Entwicklungen in Syrien für sich zu nutzen.
Diese bislang schärfste Erklärung der libanesischen Armee zum Krieg im Nachbarland erfolgt wenige Tage, nachdem die syrischen Regierungstruppen mit Hilfe von Kämpfern der schiitischen Hisbollah-Miliz aus dem Libanon die strategisch wichtige Stadt Kusair eroberten. Die Hisbollah unterstützt den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad. Zugleich versorgen sunnitische Libanesen die Rebellen im Nachbarland mit Waffen und Kämpfern. Im Libanon gab es zuletzt vermehrt Zusammenstöße zwischen Anhängern und Gegnern der Assad-Führung.
Weitere Kämpfe im Raum Kusair
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London versuchen die Truppen Assads nach der Einnahme Kusairs die Rebellen weiter aus der Region an der Grenze zum Libanon zu verdrängen. Es habe Gefechte nahe dem Dorf Dabaa nördlich von Kusair gegeben. Daran hätten sich auch Kämpfer der Hisbollah-Miliz auf Seiten der Regierungsarmee beteiligt, so die Menschenrechtsbeobachter. Syrische Staatsmedien meldeten, Dabaa sei von den Regierungskräften eingenommen worden.
Die Streitkräfte des Regimes flogen zudem Luftangriffe auf eine weitere von Rebellen gehaltene Ortschaft im Norden von Kusair, in die sich hunderte Verletzte und Zivilisten geflüchtet haben sollen. Nach Informationen der Beobachtungsstelle zog die Regierungsarmee in der nordwestlichen Provinz Aleppo "tausende Soldaten" zusammen, insbesondere im Gebiet an der Grenze zur Türkei. "Sie wollen die Waffenversorgung der Rebellen aus der Türkei kappen", sagte der Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahmane.
Unterdessen hat der russische Präsident Wladimir Putin den Vereinten Nationen Soldaten seines Landes für die UN-Friedensmission an der Waffenstillstandslinie zwischen Israel und Syrien auf den Golanhöhen angeboten. Österreich hatte am Donnerstag angekündigt, es werde seine rund 380 Blauhelmsoldaten auf dem Golan wegen der Gefährdungen durch den Krieg in Syrien abziehen.
Die UN wiesen das Angebot Moskaus mit Dank zurück. Gemäß den Vereinbarungen zwischen Israel und Syrien könnten sich Ständige Mitglieder des UN-Sicherheitsrates - wie es Russland ist - nicht an der Friedensmission auf dem Hochplateau beteiligen, teilte ein UN-Sprecher in New York mit. Russland ist ein enger Partner Assads und beliefert das Regime mit Waffen.
Trotz internationaler Appelle zur Einstellung der Kämpfe dauerten die Gefechte zwischen syrische Rebellen und Regierungstruppen auf dem Golan weiter an. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Kämpfe verurteilt und beide Konfliktparteien aufgefordert, mit der UN-Mission auf den Golan-Höhen zusammenzuarbeiten und die Sicherheit der Blauhelm-Soldaten zu gewährleisten. Der Sicherheitsrat zeigte sich besorgt, dass militärische Operationen in dem Gebiet den seit langem anhaltenden Waffenstillstand zwischen Israel und Syrien gefährden könnten.
wl/uh (dpa, afp, rtr)