Oscar-Preisträger Christoph Waltz wird 60
10. Oktober 2016Es war der US-amerikanische Star-Regisseur Quentin Tarantino, der sein Leben für immer verändern sollte: Für seine Darstellung des zynischen SS-Offiziers Hans Landa in Tarantinos Kinofilm "Inglourious Basterds" erhielt Christoph Waltz 2010 seinen ersten Oscar. Den Triumph nannte er in seiner Dankesrede "Über-Bingo". Seitdem reißen sich die angesehensten Regisseure um den gebürtigen Wiener. Am 4. Oktober 2016 feiert Waltz seinen 60. Geburtstag - wohl zurückgezogen wie eh und je.
Karriere in Österreich und Deutschland
Geboren ist Christoph Waltz 1956 in Wien. Nach dem Abitur absolvierte er seine Schauspielausbildung am Max-Reinhardt-Seminar in Wien und am Lee-Strasberg-Theater in New York. Zusätzlich machte er ein Gesangsstudium an der Akademie für Musik und darstellende Künste in Wien. Vor seinem Durchbruch in Hollywood arbeitete Christoph Waltz jahrzehntelang in deutschsprachigen Film- und Fernsehproduktionen. Dabei wurde er immer gern als Krimineller oder irrer Psychopath besetzt, der sich geschickt hinter seiner gutbürgerlichen Fassade verbirgt. Neben Deutsch, Österreichisch und Französisch spricht der Schauspieler Waltz auch perfekt Englisch. Er besitzt die deutsche und seit 2010 "wegen seiner Verdienste im Interesse der Republik" auch die österreichische Staatsbürgerschaft.
Der Reiz des Bösen
Auch seinen zweiten Oscar verdankte er seinem intelligentem Schauspiel als Sklavenbefreier in Tarantinos Western "Django Unchained". Außerdem drehte er mit Roman Polanski "Der Gott des Gemetzels", mit Tim Burton das Drama "Big Eyes" und im James-Bond-Streifen "Spectre" mimte er Blofeld, den Angstgegner von Agent 007. Es folgten unzählige prestigeträchtige Auszeichnungen, wie der Darstellerpreis in Cannes, der Europäische Filmpreis und die Golden Globes. Am "Walk of Fame" in Hollywood trägt ein Stern seinen Namen.
"Die Bösen machen dann am meisten Angst, wenn sie ganz normal aussehen", sagte er einmal in einem Interview. Die Figur des Ganoven sei für ihn viel reizvoller: "Darin liegt ja die dramatische Funktion der Schurken. Sie müssen die Widerstände erst mal schaffen, die der Held dann überwinden kann", fügt Waltz hinzu. Ehrfurcht vor großen Rollen habe er jedenfalls nie, das helfe ihm nicht bei der Arbeit. Aber Respekt fühle er vor jeder Rolle.
Facettenreich
Künstlerisch gibt sich der ehrgeizige Schauspieler nicht nur mit der Rolle vor der Kamera zufrieden. 2000 hatte er mit dem TV-Film "Wenn man sich traut" sein Debüt als Filmregisseur, 2013 inszenierte er in Antwerpen mit Richard Strauss' "Der Rosenkavalier" seine erste Oper. Waltz pendelt zwischen London, Berlin und Los Angeles, doch in deutschen Produktionen ist er kaum noch zu sehen. Das sei keine böse Absicht, doch aus Deutschland kämen, seiner Meinung nach, kaum interessante Angebote.
Seinem Image als strenger und eher reservierter Mensch versucht er mit lustigen Auftritten in amerikanischen Shows zu entkommen. Da singt er schon mal dramatisch das Titellied der "Sesamstraße" oder spricht mit Perücke und Glitzerkleidung für eine Rolle des Magier-Duos Siegfried & Roy vor. 2013 wurde er als erster deutschsprachiger Schauspieler überhaupt in die legendäre Comedy-Show "Saturday Night Live" eingeladen. Er ergriff die Chance und schlüpfte in alle möglichen und unmöglichen Rollen - von Jesus, über den Papst bis zum Gameshow-Host.
Privates soll privat bleiben
Sein Privatleben hält Waltz strikt unter Verschluss. Er ist in zweiter Ehe mit einer Kostümbildnerin aus Berlin verheiratet und hat eine Tochter. Aus erster Ehe stammen drei Kinder. Waltz bescheinigt sich selbst eine wahre Besessenheit, was den Schutz seiner Privatsphäre betrifft. Wenn er für die überhaupt Zeit hat. Beruflich ist nämlich zunächst keine Pause vorgesehen: Die Gesellschaftssatire "Downsizing", mit Matt Damon und Reese Witherspoon neben ihm in den Hauptrollen, ist gerade abgedreht. Und die Verhandlungen für eine aufwendige Manga-Verfilmung unter der Regie von James Cameron sollen bereits laufen. Zeit zum Feiern nimmt sich Christoph Waltz trotzdem.