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Scheitern der Klimapolitik ist größtes Risiko

Gero Rueter15. Januar 2016

Was sind die größten Risiken auf der Erde? Nach einer weltweiten Expertenumfrage ist die folgenschwerste Gefahr das Versagen in der Klimapolitik. Auch stehen viele andere Krisen damit in Zusammenhang.

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Braunkohlekraftwerk und Windkraftanlage.Foto: Roland Weihrauch dpa/lnw
Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Das Weltwirtschaftsforum befragt jedes Jahr Führungskräfte aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik in der ganzen Welt zu der Eintrittswahrscheinlichkeit von globalen Risiken innerhalb der nächsten zehn Jahre.

Nun wurde der aktuelle Welt-Risiko-Bericht vorgelegt. Auf gut 100 Seiten gibt der Bericht Auskunft, wie 29 verschiedene globale Risiken hinsichtlich ihrer Auswirkungen und Eintrittswahrscheinlichkeit eingeschätzt werden. Als potenziell folgenschwerstes Risiko wird in der aktuellen Erhebung das Versagen in der Klimapolitik gesehen.

Erstmals seit der Erstauflage des Berichts im Jahr 2006 steht somit ein Umweltrisiko an der Spitze der Rangliste. Diesem Risiko wird das größte Schadenspotential zugeschrieben. Danach folgen die Gefahren, die von Massenvernichtungswaffen, Wassernotstand, unfreiwilliger Flucht und Energiepreisschocks ausgehen.

Auch sehen die Befragten den Klimawandel im Zusammenhang mit anderen Krisen. So könnte sich durch Wetterveränderungen der Wassernotstand verschärfen, die Agrarproduktion und Nahrungssicherheit beeinträchtigt werden, dadurch Konflikte und soziale Krisen entstehen und dies stärkere, unfreiwillige Flucht im großen Maßstab auslösen.

Griechenland Idomeni Im Flüchtlingslager hält ein junger Mann ein Plakat mit dem er Hilfe bei Angela Merkel sucht. Foto:DW/Oscar Lopez.
Klimawandel ist ein Grund für Konflikte und Flucht. Einige Experten sehen diesen Zusammenhang beim Syrienkonflikt.Bild: DW/O. Lopez

Krisenplanung erforderlich

Nach Angaben des Welt-Risiko-Reports sind vor allem Länder in Afrika, Südamerika, Asien, Südeuropa, sowie USA und Australien vom Klimawandel direkt betroffen. Sie müssen mit erheblichen Ernteausfällen rechnen. Der Report zitiert diesbezüglich das World Resources Institute in Washington. Dieses prognostiziert Ernteeinbußen zwischen zehn und fünfzig Prozent im Vergleich zu heute bei einer Erderwärmung um drei Grad.

Das Wissen um solche Zusammenhänge ist nach Ansicht der Autoren für Entscheidungsträger eine große Hilfe bei der Krisenplanung und der Priorisierung von Maßnahmen. "Wir wissen, dass der Klimawandel andere Risiken wie Migration und Sicherheit verschärft und die Risiken oftmals unberechenbare Auswirkungen auf Gesellschaften haben." sagt Risikoexpertin Margareta Drzeniek-Hanouz vom Weltwirtschaftsforum und empfiehlt Maßnahmen zur Risikoentschärfung und Anpassung.

Folgen für globale Wirtschaft

Die Zunahme der Risiken durch den Klimawandel wird auch die globale Wirtschaft stark beeinflussen. "Die Wasser- und Nahrungsmittel werden knapp, das Wachstum der Wirtschaft wird eingeschränkt und der gesellschaftliche Zusammenhalt wird schwächer. Gleichzeitig erhöhen sich durch Instabilität die Risiken für Unternehmen, Projekte werden abgesagt, die Produktion unterbrochen und Vermögenswerte beschädigt", prognostiziert Cecilia Reyes, Risikoexpertin bei der Finanzdienstleistungsgesellschaft Zurich Insurance Group und Mitautorin des Reports.

Teilnehmer auf dem Klimagipfel in Paris. Foto: FRANCOIS GUILLOT / AFP /
Das Klimaabkommen von Paris wird die Welt verändern, die Märkte werden reagieren, prognostizieren ExpertenBild: Getty Images/AFP/F. Guillot

Wende durch Klimaabkommen

Als Lichtblick hebt der Report das Klimaabkommen von Paris hervor. Dies sei "ein historischer Wendepunkt, eine kollektive Anerkennung der gefährlichen Risiken und sende unverkennbare Signale in die globalen Märkte. Die Erwartung ist, dass Billionen von Dollar freigesetzt werden", so die Autoren. "Die Zeit ist gekommen für die Abkehr vom Business-as-usual."

Als äußerst positiv bewertet der Report auch die Wende im Energiesektor, die schon eingesetzt hätte. So seien die erneuerbaren Energien bereis heute wettbewerbsfähig und weltweit erfolgten mehr als die Hälfte aller Investitionen der Energiewirtschaft in diese klimafreundlichen Technologien. Mit dem Pariser Abkommen würde sich auch "die nächste Generation von Innovationen und Lösungen entwickeln".