Schlammschlacht nach Bob-Desaster
18. Februar 2014Platz acht, elf und fünfzehn für die deutschen Zweierbobs bedeuten das schlechteste Ergebnis bei Olympia seit 1956. Zudem haben deutsche Starter in dieser Disziplin zum ersten Mal seit zwanzig Jahren keine Medaille geholt. Doch woran hat es gelegen? Anschieber Kevin Kuske, vor vier Jahren in Vancouver noch Olympiasieger, sprach im ARD-Fernsehen das aus, was wohl alle deutschen Bob-Athleten dachten: "Wenn der Bob früher ein Formel-1-Gerät war, dann war das vielleicht heute ein Trabi." Das Grundgerät soll also an allem Schuld sein. Ein Trost sei das nicht, sagt Bundestrainer Christoph Langen im ZDF. "Wenn die Jungs wenigstens ein paar Fehler gemacht hätten, dann hätt ich gesagt, okay, daran hat es gelegen. Aber was ist, wenn ein Sportler eigentlich alles richtig macht und trotzdem richtig 'ne Klatsche kriegt?"
Es brodelt im deutschen Lager
Einer der Sportler ist Thomas Florschütz, der in Vancouver noch Silber gewonnen hatte. Platz elf in Sotschi - für ihn indiskutabel. Dabei sah es am Start noch recht ordentlich aus. Doch dann, im Laufe der Fahrt gingen kontinuierlich Zehntelsekunden verloren: "Es kann ja nur ein Materialproblem sein. Ich will jetzt auch gar nicht auf das FES schimpfen, oder auf das Gerät. Wir hatten das ganze Jahr Zeit, das in den Griff zu kriegen. Wir haben es nicht geschafft. Es ist schlimm genug, dass wir hier mit so einem Gerät an den Start gehen, das nicht konkurrenzfähig ist."
Das FES ist das staatlich geförderte Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten mit Sitz in Berlin. Es gilt als Deutschlands Bob- und Schlittenbauer Nummer eins und hat in der Vergangenheit zahlreiche Bobs für Olympiasieger gebaut. Doch da in dieser Saison die Erfolge ausblieben, wird die Kritik immer lauter. Unzählige Diskussionen und Unstimmigkeiten gab es schon zwischen den Schlittenbauern auf der einen und Trainern und Sportler auf der anderen Seite. Durch das historische Olympia-Debakel im Zweierbob werden sie nun - ungewollt - offen gelegt.
Sündenbock FES
"Das FES schimpft über uns, wir über die auch. Da gibt es eben mal Streitigkeiten", versuchte Langen die Meinungsverschiedenheiten runterzuspielen. FES-Direktor Harald Schaale sah das Desaster kommen. "Wir sind nicht zufrieden, die Betonung liegt auf wir. Die Bob-Projekte stehen unter Führung des Verbandes, wir hätten einige Dinge anders gemacht", sagte Schaale am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. "Jeder muss seine eigene Einstellung überprüfen und sich fragen, ob er wirklich alles für das Projekt getan hat. Damit meine ich alle - Athleten, Techniker, Bundes- und Heim-Trainer."
Hat das FES zu viele Baustellen, um den hohen Ansprüchen der erfolgsverwöhnten Spitzensportler gerecht zu werden? Als staatlich gefördertes Institut mit 4,8 Millionen Euro Zuschuss betreut das Institut allein 33 Sportprojekte in zwölf Sportarten. "Ich denke, dass die Kommunikation zwischen Verband und FES einfach besser werden muss, da sind zu viele Streitigkeiten gewesen, einer hat es auf den anderen geschoben", räumte auch Viererbob-Weltmeister Maximilian Arndt ein. Dass die Fahrer sowohl beim Start als auch in der Bahn nicht fehlerfrei gefahren sind, geht in der Materialdiskussion jedoch unter.
Russland feiert Subkow
Den Deutschen blieb am Ende nur der neidvolle Blick auf Alexander Subkow, der in einer anderen Liga fuhr. Der Russe konnte seinen Heimvorteil nutzen und siegte souverän vor dem Schweizer Beat Hefti und Steven Holcomb aus den USA. Beide genauso gute Piloten wie die Deutschen - nur eben mit Material, das funktioniert. Russland also feiert Alexander Subkow. Die Materialprobleme der anderen waren für ihn mindestens so weit entfernt, wie die Deutschen von den Medaillen.