Alfred Ritter tritt ab
7. November 2014Schokolade und Öko, geht das zusammen? Alfred Ritter vereint beides in einer Person. Der 61-jährige Enkel des Firmengründers von Ritter Sport, dem Schokoladenhersteller aus dem schwäbischen Waldenbuch, wurde schon Ende der 90er Jahre als Ökomanager des Jahres ausgezeichnet, später folgte der Deutsche Solarpreis. Nach seinem Rückzug von der Firmenspitze des Schokoladenherstellers Anfang 2015 dürfte er wieder mehr Zeit für sein Umweltengagement finden. "Das ist mehr als ein Steckenpferd für ihn", sagte ein Firmensprecher am Freitag.
Ritters Bemühen um die Umwelt macht sich schon in der eigenen Schokoladen-Produktion bemerkbar. Nachdem er 2005 die Führung bei dem Schokoladenhersteller übernahm, führte er Bio-Sorten ein. Auch die Energiesparliste für seine Firma ist lang: "Blockheizkraftwerk, Abwärmeverwertung, gute Isolierungen, automatische Stromabschaltung und Anforderung von Strom, wenn er billig ist", zählte er auf. "Wir sind ein energieintensives Unternehmen, aber so energieeffizient wie kaum ein anderes."
Tschernobyl als Schlüsselerlebnis
2012 ließ er im Osten Nicaraguas rund 2000 Hektar Land kaufen, um dort eine eigene Kakao-Plantage nach nachhaltigen Standards aufzuziehen. 2017 sollen die ersten Schokoladentafeln mit eigenem Ritter-Kakao produziert werden. Langfristig will der schwäbische Schokoladenhersteller ein Drittel seines Bedarfs von dort decken. Als Schlüsselerlebnis bezeichnete Alfred Ritter den Atomunfall in Tschernobyl 1986. "Da konnte ich nicht einfach weitermachen wie bisher." 1988 gründete er in Karlsruhe die Firma Paradigma, die sich auf Energie- und Umwelttechnik spezialisiert hat. Im Jahr 2000 kam Ritter Solar in Karlsruhe dazu, die solarthermische Großanlagen baut. Außerdem ist Ritter Gesellschafter der Firma Thermo-Hanf, die natürliche Dämmstoffe anbietet.
Als Enkel des Firmengründers war Ritter der dritte Alfred Ritter an der Spitze des Unternehmens. Dabei konnte er sich lange nicht vorstellen, die Firma selbst zu führen. Zunächst studierte er zwar Volkswirtschaft, brach dann aber ab, um ein Diplom in Psychologie zu machen. Erst 2005 wechselte er vom Beirat in die Firmenführung, als die Geschäfte der Schokoladenfirma nicht mehr rund liefen. Es gelang ihm, das Ruder herumzureißen, er leitete eine Qualitätsoffensive ein und machte Ritter Sport internationaler. Im vergangenen Jahr verbuchte das Unternehmen erneut einen Rekordumsatz. Der Schokolade wird er wohl treubleiben. Jeden Tag nascht Ritter heute zwar nicht mehr, wie er erzählt. Eine Vorliebe hat er im eigenen Sortiment natürlich trotzdem: ganz klassisch mit Vollmilch.