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Putin droht mit "Bumerang-Effekt"

17. Juli 2014

Die USA verhängten wegen der Ukraine-Krise die bislang schärfsten Sanktionen gegen russische Unternehmen. Kremlchef Putin reagierte ungehalten. Und auch die Moskauer Börse war sehr nervös.

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Der russische Präsident Wladimir Putin (Foto: AP)
Bild: picture alliance / AP Photo

"Primitive Rache", "Erpressungsversuch", schlicht ein "Skandal" - so die aufgeheizten Reaktionen in Russland auf die jüngsten Strafmaßnahmen der USA und der EU. Insbesondere die verschärften US-Sanktionen sorgten für Aufregung, sowohl in der Moskauer Führung als auch an den Aktienmärkten.

Die Washingtoner Maßnahmen richten sich insbesondere gegen russische Firmen aus dem Rüstungs-, Finanz- und Energiesektor. Für mehrere bedeutende russische Unternehmen schränken die USA den Zugang zum US-Kapitalmarkt stark ein, darunter für den Ölgiganten Rosneft und den Gaskonzern Novatek. Acht russische Rüstungsfirmen, die Handfeuerwaffen, Mörsergranaten und Panzer herstellen, strafte Washington mit Kontensperrungen. Das US-Finanzministerium nannte die neuen Sanktionen "die Antwort auf Russlands andauernde Versuche, den Osten der Ukraine zu destabilisieren".

Kremlchef Wladimir Putin warnte, die Strafmaßnahmen gegen sein Land würden zum "Bumerang" für den Westen. "Sanktionen haben einen Bumerang-Effekt, sie werden zweifelsohne die Beziehungen zwischen den USA und Russalnd in eine Sackgasse führen und schwere Schäden anrichten", sagte er während seines Brasilien-Besuchs dem russischen Staatsfernsehen. Ministerpräsident Dmitri Medwedew drohte eine Erhöhung der russischen Rüstungsausgaben an. "Sanktionen sind etwas Schlechtes", sagte er. Man werde auf keinen Fall einknicken.

"Wir werden Erpressung nicht tolerieren und behalten uns das Recht vor, Vergeltungsmaßnahmen zu ergreifen", tönte es unverholen auch aus dem Moskauer Außenministerium. Es warf den USA einen "primitiven Versuch" vor, "sich dafür zu rächen, dass die Ereignisse in der Ukraine anders verlaufen als in Washingtons Szenario". Die Unterstützung für Kiew im Kampf gegen die Rebellen "provoziert Blutvergießen".
Vize-Außenminister Sergej Riabkow sagte, der Sanktionsbeschluss sei "skandalös und völlig inakzeptabel". Er drohte den USA mit "scharfen und schmerzhaften" Gegenmaßnahmen.

Mit Blick auf die jüngsten Sanktionsbeschlüsse der EU zeigte sich Moskau etwas zurückhaltender: Die Europäer hätten sich "der Erpressung der US-Regierung gebeugt", beklagte das das russische Außenministerium.

Ungeachtet dessen wurden in der deutschen Wirtschaft am Donnerstag wieder Befürchtungen laut, dass Russland die Beschlüsse zu Strafmaßnahmen mit gleicher Münze zurückzahlen könnte. Der Geschäftsführer für Internationales des Handelsverbandes BGA, Jens Nagel, sagte der Nachrichtenagentur Reuters: "Es wäre Putin zuzutrauen, dass er aus Gründen der Gesichtswahrung Vergeltungsmaßnahmen verhängten wird".

Russische Börse rutscht tief ins Minus

Für zusätzliche Spannungen sorgten Vorwürfe der ukrainischen Regierung, die russische Luftwaffe habe ein Militärflugzeug im Luftraum der Ukraine abgeschossen. An den Finanzmärkten hinterließ die jüngste Entwicklung Spuren. Russische Dollar-Staatsanleihen sackten auf ein Mehrwochen-Tief ab. Deutlich teurer wurden Kreditausfallversicherungen (CDS) für Russland. An der Moskauer Börse gerieten die Aktienkurse ins Straucheln. Der RTS-Leitindex fiel in der Spitze um 4,8 Prozent.

An den europäischen Aktienmärkten setzte sich ebenfalls ein Abwärtstrend durch. Papiere von Firmen mit größerem Russland-Engagement gehörten zu den großen Verlierern, wie etwa die österreichische Raiffeisen Bank International oder der deutschen Handelskonzern Metro. Investoren trennten sich auch von Aktien europäischer Energieunternehmen.

SC/uh (rtr, afpe, dpa)