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Schwarz ist nicht gleich schwarz

Heike Mund4. März 2016

Kann man eine Farbe besitzen? Und ob! Wenn man Anish Kapoor heißt: Das schwärzeste Schwarz der Welt heißt "Vantablack". Es absorbiert das Licht fast zu 100 Prozent. Kapoor ist nicht der einzige "Schwarzmaler".

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Vantablack Das dunkelste Schwarz auf der Welt
Bild: Surrey NanoSystems 2016

Entwickelt haben die Forscher der britischen Firma NanoSystems dieses Schwarz bereits 2014. Ursprünglich für militärische Zwecke, weil es als Tarnfarbe nahezu perfekt funktioniert. "Vantablack" ist dunkel, wie ein schwarzes Loch im Weltraum, unergründlich und extrem matt. Lediglich 0,04 Prozent des Lichtes, das auf die Farboberfläche fällt, wird reflektiert. Objekte - also auch Panzer und Tarnkappenbomber - oder Kunstwerke, die damit bestrichen werden, verlieren scheinbar jegliche Kontur oder Form: Man sieht nur noch surreale schwarze Tiefe.

Der britische Bildhauer Anish Kapoor hat sich die Exklusivrechte für die Verwendung dieser Farbe gekauft. Das Wechselspiel von Form, Farbe und Wahrnehmung habe ihn als Künstler schon immer interessiert. In einem Interview mit dem englischen Radiosender BBC 4 erklärte er, warum: "Es hat eine irreale Qualität. Und es zog mich schon immer zu exotischen Materialien – wegen der Gefühle, die sie erwecken."

Anish Kapoor Künstler
Experimentierfreudig: der Künstler Anish KapoorBild: picture alliance/dpa/Maxppp/A. Viannet

Kunstwelt streitet über Superschwarz

Jetzt hat der in Indien geborene Künstler, der für seine riesigen Skulpturen in der ganzen Welt bekannt ist, damit Ärger bei Künstlerkollegen heraufbeschworen. Da er sich die ausschließlichen Verwendungsrechte für das "Vantaschwarz" gesichert hat, wie die britische Herstellerfirma "NanoSystems" auf Presseanfragen nochmals bestätigte, darf kein anderer Künstler es verwenden. Nur außerhalb der Kunst darf es weiterhin benutzt werden, auch für Industriezwecke.

Die tiefschwarze Farbe, die aus einem " hauchdünnen Netz vertikaler Karbon-Nanoröhren" besteht, wird deshalb in Zukunft nur bei Arbeiten von Kapoor auftauchen. Das hat den britischen Maler Christian Furr sehr empört: "Wir sollten es alle benutzen können", sagte er in einem Interview der Zeitung "Mail on Sunday". Der britische "Guardian" fragte skeptisch: "Kann ein Künstler wirklich eine Farbe besitzen?" Ja, kann er.

Unter Patentschutz: Yves-Klein-Blau

Zum letzten Mal ließ sich 1960 ein Künstler eine von ihm verwendete Farbe Farbe unter exklusiven Rechtsschutz stellen. Der französische Maler Yves Klein entwickelte damals zusammen mit Chemikern das tiefblaue "Yves-Klein-Blau" (IKB) und ließ es sich in Frankreich patentieren. Berühmt sind seine blauen Schwammrelief-Gemälde, die heute in Millionenhöhe gehandelt werden.

Seine Leuchtkraft bekommt dieses außergewöhnliche Blau durch die feinen Goldpartikel, die in dem gemahlenen Lapislazuli enthalten sind, der dafür verwendet wird. Bis heute wird diese Farbe als Farbpigment verwendet und ist extrem teuer. Der Patentschutz ist nach dem Tod von Yves Klein aber erloschen.

Material für künstlerische Experimente

Wieviel Anish Kapoor der Firma für diese exklusiven Nutzungsrechte bezahlt hat, ist nicht bekannt. Der weltweit angesehene Künstler hat zahlreiche internationale Auszeichnungen und Preise für seine Kunst erhalten. Er erscheint seit 2010 regelmäßig auf der "Rich List", der Liste der reichsten Bewohner Großbritanniens, die die britische Wochenzeitung Sunday Times jedes Jahr veröffentlicht.

Frankreich Kunstwerk Vagina der Königin von Anish Kapoor
Umstrittene Skulptur: "Dirty Corner" (2011) stand 2015 ganzjährig im Schlossgarten von VersaillesBild: Reuters/C. Platiau

Mit außergewöhnlichen Farbpigmenten hat Turner-Preisträger Anish Kapoor bereits seit den 1970er Jahren gearbeitet und viel experimentiert. Seine monumentalen, farbstarken Skulpturen sind unter anderem in der Londoner Tate, im "Grand Palais" in Paris, im Guggenheim Museum in New York und vielen renommierten Kunstsammlungen und Museen zu sehen. Sie sind immer "Eyecatcher" und magnetischer Anziehungspunkte auch für Touristen, wie zuletzt im Garten von Schloss Versailles bei Paris.

hm/ld (afp/monopol-magazin.de)