Schweigemarsch für Todesopfer in Venezuela
22. April 2017Danach werde wieder "richtig" demonstriert, kündigte die konservative Opposition an. Trotz der Sperrung vieler Metrostationen und Zufahrtsstraßen durch Milizen der Sozialisten und durch Sicherheitskräfte, die Präsident Nicolás Maduro ergeben sind, versammelten sich Tausende Menschen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas.
Weiß als Zeichen des Friedens und der Achtung der Toten
Mit dem Schweigemarsch in weißer Kleidung gedachten sie der Toten, die bei Demonstrationen und Unruhen getötet wurden. Von 20 Punkten der Stadt aus führte der Marsch zum Sitz der Bischofskonferenz. Die Opposition warf der Regierung vor, mit Sperrungen gezielt eine Teilnahme zu erschweren.
Die Opposition fordert Neuwahlen und die Absetzung Maduros, dem sie die Vorbereitung einer Diktatur vorwirft. Sie macht den Präsidenten für die schwere politische und ökonomische Krise des Landes mit den weltweit größten bekannten Ölreserven verantwortlich.
Blutiger Freitag
Seit Anfang April mobilisiert die Opposition ihre Anhänger zu Massendemonstrationen. Auslöser der andauernden Protestwelle war die zeitweilige Entmachtung des Parlaments durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs. Auch Anhänger Maduros gingen ihrerseits massenhaft auf die Straße. Immer wieder kam es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Dabei wurden mindestens 21 Menschen getötet, allein zwölf von ihnen am Freitag. In der Nacht zum Freitag kam es im Südosten von Caracas zu drastischen Szenen. Demonstranten und Polizisten lieferten sich Straßenschlachten, es kam zu Plünderungen, ein Kinderkrankenhaus musste evakuiert werden.
Seit Ausbruch der Proteste seien mindestens 1289 Menschen festgenommen worden, teilte der Direktor der Organisation Foro Penal Venezolano, Alfredo Romero, mit. Foro Penal ist ein Zusammenschluss von 200 Anwälten, die sich um die Betreuung von Gefangenen kümmern.
Julio Borges, der Präsident des von der konservativen Opposition dominierten Parlaments, machte mit Blick auf die Bewaffnung von 500.000 Anhängern der Sozialisten und der Brandmarkung der Demonstranten als Terroristen Präsident Maduro für die Gewalteskalation verantwortlich. "Die Gewalt hat einen Namen: Nicolás Maduro." Die Opposition rief das Militär zum Bruch mit dem Staatschef auf. "Gehen Sie nicht mit der Titanic Maduros unter", appellierte Parlaments-Vizepräsident Freddy Guevara an die Adresse von Verteidigungsminister Vladimir Padrino.
Mittlerweile haben elf lateinamerikanische Staaten die Gewalt in Venezuela verurteilt. Sie fordern eine Rückkehr zu demokratischen Normen. Wegen der zunehmenden Gewalt haben bereits tausende Venezolaner ihr Heimatland verlassen. Die meisten von ihnen flüchteten in das Nachbarland Brasilien.
qu/fab (dpa, rtre)