Schwere Ausschreitungen bei Eritreer-Treffen in Den Haag
18. Februar 2024Vier verletzte Polizisten und großer Sachschaden - das ist die Bilanz, nachdem es bei einem Treffen von Eritreern im niederländischen Den Haag am Samstagabend zu schweren Ausschreitungen gekommen war. Wie die Polizei mitteilte, wurden Beamte und Feuerwehrleute mit Steinen und Feuerwerkskörpern angegriffen, als zwischen Anhängern und Gegnern der diktatorischen Regierung des ostafrikanischen Landes die Gewalt eskalierte.
Polizei: Gewalt wie aus dem Nichts
Zwei Polizeiautos und ein Reisebus brannten aus. Weitere Personenwagen wurden schwer beschädigt, ebenso ein Veranstaltungsgebäude, in dem eine der Gruppen ein Treffen organisiert hatte. Einigen Teilnehmern in der Veranstaltungshalle wurde durch die Hitze der Brände schlecht.
Die Bereitschaftspolizei ging mit Tränengas gegen Gewalttäter vor. Der Bürgermeister verhängte am Ort der Krawalle den Notstand, was der Polizei weiterreichende Befugnisse gab. "Wie aus dem Nichts wurden unsere Kollegen mit sehr intensiver und schwerer Gewalt konfrontiert", sagte Polizeikommandantin Mariëlle van Vulpen. "Es ist sehr bedauerlich, dass Kollegen verletzt und auch andere Einsatzkräfte schwer angegriffen wurden, das ist inakzeptabel." Die Staatsanwaltschaft und das Innenministerium ermitteln zu den Ausschreitungen, die auch von Bürgermeister Jan van Zanen verurteilt wurden.
Immer wieder schwere Gewalt bei Treffen von Eritreern
In letzter Zeit hatte es bereits in Deutschland und anderen Ländern immer wieder schwere Gewalt bei Treffen von Eritreern gegeben. Dabei trafen Unterstützer und Gegner der Regierung in dem Land am Horn von Afrika aufeinander. Im vergangenen Sommer wurden im hessischen Gießen 26 Polizisten bei Krawallen auf einem Eritrea-Festival verletzt. Nur wenige Wochen später gab es im schwedischen Stockholm 50 Verletzte bei einem Fest von Eritreern. In Tel Aviv wurden im September Dutzende Menschen verletzt, als ein Protest von Gegnern der eritreischen Regierung gegen eine Veranstaltung in der Botschaft des Landes in Gewalt umschlug.
Präsident Isayas Afewerki regiert in einer Ein-Parteien-Diktatur
Eritrea mit seinen rund drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isayas Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land. Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.
pg/mak (dpa, afp)