Vorwürfe
16. Januar 2007
Angesichts der anhaltenden Gewalt radikal-islamischer Rebellen in Afghanistan hat der neue US-Verteidigungsminister Robert Gates schwere Vorwürfe gegen Pakistan erhoben. Die Angriffe von der pakistanischen Seite aus hätten zugenommen, sagte Gates bei seinem ersten Besuch in Afghanistan am Dienstag (16.1.) in Kabul. "El-Kaida-Netzwerke operieren auf der pakistanischen Seite der Grenze." Pakistanische Sicherheitskräfte töteten unterdessen im halbautonomen Stammesgebiet an der Grenze zu Afghanistan bis zu 30 radikal-islamische "Terroristen".
Gates sagte nach einem Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai, man müsse in Afghanistan auf den bisherigen Erfolgen aufbauen. Gates betonte: "Pakistan ist ein außerordentlich starker Alliierter der Vereinigten Staaten im Kampf gegen den Terror." Die Grenze zu Afghanistan sei aber "ein Problem". Die Regierung in Kabul wirft der in Islamabad immer wieder vor, Pakistan gehe im Grenzgebiet nicht ausreichend gegen Rebellen vor, die von dort aus Ziele in Afghanistan angreifen und Anschläge verüben.
Extremisten getötet
Bei den Kämpfen im Grenzgebiet seien am Dienstag (16.1.) in der Region Süd-Wasiristan drei von Extremisten genutzte Gebäude von pakistanischen Bodentruppen und Hubschraubern zerstört worden, sagte Armeesprecher Shaukat Sultan in Islamabad. "Wir hatten Informationen über Terroristen und lokale Unterstützer. Es wird davon ausgegangen, dass sie in den Gebäuden waren." Die Gruppe, der der Angriff galt, habe Extremisten ausgebildet und Terroranschläge verübt. Unter den Toten seien Ausländer gewesen. Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen.
Vergangene Woche hatte die Internationale Schutztruppe ISAF in der ostafghanischen Provinz Paktika nach eigenen Angaben bis zu 150 Rebellen getötet, die von Pakistan aus nach Afghanistan eingedrungen waren. Paktika grenzt an Süd-Wasiristan. Im vergangenen Oktober waren in Süd-Wasiristan bei einem Luftangriff auf eine Koranschule über 80 Menschen getötet worden. Nach offiziellen pakistanischen Angaben hatte es sich bei den Toten um militante Extremisten und bei der Koranschule um ein Ausbildungslager gehandelt. Augenzeugen hatten dagegen von zivilen Opfern gesprochen.
Zahlreiche Opfer
Pakistan und Afghanistan gehören zu den engsten Alliierten der USA im Anti-Terror-Kampf. Die Beziehungen zwischen Islamabad und Kabul allerdings sind auf einem Tiefpunkt. Das vergangene Jahr war das blutigste in Afghanistan seit dem Sturz des radikal-islamischen Taliban-Regimes Ende 2001. Mehr als 4000 Menschen starben bei Kämpfen und Anschlägen. Unter den Opfern waren rund 1000 Zivilisten. Der internationale Militäreinsatz am Hindukusch kostete in diesem Zeitraum über 190 ausländischen Soldaten das Leben, so vielen wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban. (ina)