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Schwierige Jagd auf Kinderpornographie im Internet

Anne Grabowski26. September 2003

Bei groß angelegten Ermittlungen in 166 Ländern hat die Polizei 38 Internet Kinderporno-Ringe zerschlagen. Für Täter ist es trotzdem ziemlich einfach unentdeckt zu bleiben.

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Kinderpornographie im Netz nimmt zu - viel Arbeit für die wenigen ErmittlerBild: dpa

Das Internet bietet technische Möglichkeiten, die man nicht mehr missen möchte. Digitale Musik, Bilder oder Filme lassen sich beliebig oft vervielfältigen und an Freunde und Bekannte verschicken. Doch nicht nur Urlaubsfotos oder nette Mails werden über das Internet verschickt. Seit Jahren werden auch kinderpornographische Bilder weltweit per Mausklick anonym weitergereicht, getauscht und verkauft. Die Kinder, die heute von Sextouristen in Asien oder Südamerika missbraucht werden, können morgen schon in Bild oder Film im weltweiten Netz zu sehen sein.

Regelrechte Explosion in den letzten Jahren

In den letzten Jahren gab es eine regelrechte Explosion von Bildern mit kinderpornographischem Inhalt. Neben den erweiterten technischen Möglichkeiten hat die Zunahme des Kinderprostitutionstourismus zu dieser Entwicklung beigetragen. Besonders hoch sind die Zahlen vor allem in Südamerika, aber auch in Tschechien, Thailand, Indien, Burma oder Birma. Sextouristen leben dort ihre Phantasien aus, und nicht selten vermarkten die Täter ihre Erlebnisse anschließend übers Internet. Technisch ist das einfach machbar, weiß Professor Adolf Gallwitz, Dozent an der Polizeifachschule in Villingen-Schwenningen: "Man beschafft sich eine digitale Kamera, macht seine Aufnahmen und spielt dann diese digitalen Aufnahmen über die vielfältigen Internetzugänge, Internetcafés in Richtung seines heimischen PCs und hat somit nicht das Problem, dass man irgendwelche illegalen Sachen über die Grenze ins Land hereintransportiert, sondern es befindet sich schon lange auf dem heimischen PC."

LKA Brandenburg fahndet online
Eberswalde (Brandenburg): Die 32-jährige Kriminalkommissarin Karina Schulter fahndet am Computer in der Abteilung Bekämpfung Kinderpornografie des Landeskriminalamtes (LKA) Brandenburg in Eberswalde nach Straftaten.Bild: dpa

750 Millionen Euro werden jährlich allein in Deutschland mit der kommerziellen, sexuellen Ausbeutung von Kindern umgesetzt, schätzt UNICEF. Der Besitz von Kinderpornographie an sich ist schon eine Straftat - erschwerend ist natürlich, wenn der Täter sie auch noch weiter verbreitet und weiterreicht. Doch die Täter, die Fotos oder Filme im Internet anbieten, sind technisch hoch versiert. Sie stellen neues Material in Sekundenschnelle ins Netz, bearbeiten alte Filme digital und setzen sie neu zusammen. Es entstehen immer schneller immer mehr Dateien. Außerdem verwenden sie E-Mailadressen, die sie nach Gebrauch sofort löschen. Momentan so scheint es, sind die Täter der Polizei immer einen Schritt voraus: Die Polizei hat Probleme, weil sie weder ausreichend Personal und Material, noch genügend rechtliche Befugnisse hat, sich auf diesen Datenautobahnen mit "schnellen Autos" bewegen zu dürfen. So fehlen unter anderem die rechtlichen Möglichkeiten, die eigene Identität als Polizist lang genug verbergen zu können. "Wenn wir rechtlich und mit der personellen und sachlichen Ausstattung so weiter vorgehen, dann werden wir den Tätern lange hinterherlaufen", so Gallwitz.

Schwierige Verfolgung

182.000 Internet-Seiten mit kinderpornographischem und damit kriminellem Inhalt gibt es weltweit. Zu viele, als dass Online-Anbieter alle kontrollieren und von vornherein löschen könnten. Zudem verschleiern die Betreiber der Seiten die Internet-Adressen - meist kann man so nicht ohne weiteres von der Adresse auf den Inhalt der Seiten schließen.

Aber nicht nur das Aufspüren dieser Internet-Seiten ist schwierig: Wird die Polizei fündig und kann Computer, CDs und Videos sicherstellen, dann dauert es oft Wochen und Monate, bis das gesamte Material gesichtet ist. Der Grund: Es gibt zu wenig Personal an den entscheidenden Stellen. Bis die Besitzer von Kinderpornographie verurteilt werden, vergehen oft Jahre.

Kinderpornografie sichergestellt
Ein Beamter der Stadtpolizei Bern sortiert und sichtet konfisziertes Material im Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen Konsums von kinderpornografischen Bildern, am Donnerstag, 26. September 2002 in Bern. In diversen Kantonen der Schweiz sind Personen, die oeffentliche Aemter bekleiden, von den Ermittlungen wegen des Konsums kinderpornografischer Bilder betroffen. Im Kanton Solothurn betraf es einen Richter, im Aargau einen Musikschullehrer und im Kanton Obwalden den Personalchef der Kantonsverwaltung. Insgesamt laufen in der Schweiz Ermittlungen gegen rund 1.300 Personen. Seit dem 1. April dieses Jahres ist in der Schweiz der Erwerb und der Besitz von kinderpornografischem Material strafbar.Bild: AP

Mit mehr Polizeibeamten, die den Seiten auf der Spur sind und Material durchforsten, ist es allerdings nicht getan. Sie müssen speziell für diese Aufgabe ausgebildet werden - nicht nur was die Technik betrifft. So fordert Gallwitz vor allem eine gute psychologische Betreuung, denn diese Arbeit ist auch eine ungeheure psychische Belastung für die Polizisten: "Denn den ganzen Tag mit diesem Müll und diesem Schrott umzugehen, das nagt an der eigenen Persönlichkeit."