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Politik

Schwieriger Truppenbesuch

Ben Knight js
22. August 2018

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen inspiziert in diesem Sommer den Zustand der Bundeswehr. Nicht alle der bewunderten Geräte sind allerdings in Bestform, zum Beispiel der Hubschrauber NH90.

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Ursula von der Leyen beim Transporthubschrauber Regiment 30 in Niederstetten
Bild: DW/B. Knight

Beim Thema Ausrüstung der Bundeswehr geht die Verteidigungsministerin ein bisschen in Verteidigungsstellung. Von der Leyen tourt zurzeit von einem Stützpunkt zum nächsten und macht sich ein Bild vom Zustand der Truppe und deren Ausrüstung. Eines ihrer inoffiziellen Ziel könnte allerdings auch sein, die Truppenmoral wieder etwas zu heben. Die hat in letzter Zeit wegen Vorwürfen der Personalknappheit und der sich häufenden technischen Problemen gelitten.

Bei ihrer Besichtigung des Transporthubschrauberregiments im baden-württembergischen Niederstetten begutachtete von der Leyen Maschinen des Typs NH90. Der NH90 steht aufgrund massiver technischer Probleme in der Kritik.

NH90: Ein "bewährter" Hubschrauber

Bevor die Ministerin sich den rund 150 Soldatinnen und Soldaten im privaten Gespräch widmete, ließ sie sich die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten des Helikopters zeigen. 

Ursula von der Leyen beim Transporthubschrauber Regiment 30 in Niederstetten
Die Einsatzmöglichkeiten des NH90 werden für von der Leyen vorgeführtBild: DW/B. Knight

"Der NH90 hat sich bewährt im Einsatz", sagte von der Leyen. "Es ist gut, mit den Soldatinnen und Soldaten zu sprechen und zu hören, dass das ein Hubschrauber ist, der hoch anerkannt ist und im Einsatz gezeigt hat, über welche außergewöhnliche Fähigkeiten er verfügt."

Bundeswehr-Sprecher Major André Benker war ebenfalls voll des Lobes: "Die Hubschrauber sind deshalb so wichtig, weil sie in unterschiedlichen Funktionen verwendet werden können. Sie können Personal und Fallschirmspringer transportieren und absetzen. Außerdem können wir sie als Rettungshubschrauber und als Begleithubschrauber einsetzen, so dass sie quasi Begleitschutz geben."

In der Luft oder am Boden?

Doch die Klagen häufen sich. Der NH90, der von der Bundeswehr während der UN-Mission in Mali für Rettungseinsätze genutzt wurde, musste zunächst von weiteren Einsätzen ausgenommen werden. Grund waren Motorschäden, die bei einem der Helikopter nach dem Afrika-Einsatz festgestellt wurden. Einer war zur Notlandung gezwungen. 

Ursula von der Leyen beim Transporthubschrauber Regiment 30 in Niederstetten
Von der Leyen beim Transporthubschrauberregiment in Niederstetten.Bild: DW/B. Knight

Laut Regimentssprecher Lars Meinzer, sind jedoch Rund die Hälfte der 16 Helikopter in Niederstetten jederzeit einsatzbereit. Die Zahl schwankt allerdings von Tag zu Tag. Durch Erhöhung des Militäretats sollen bis 2021 18 weitere NH90-Maschinen auf dem Stützpunkt stationiert werden. Aufgrund von Kostenerhöhungen und Verzögerungen in der Produktion stellt Meinzer das Lieferdatum jedoch in Frage.

Ein Bericht des Wehrbeauftragten vom vergangenen Jahr bestätigt, dass 2016 lediglich fünf der 40 NH90-Hubschrauber der Bundeswehr einsatzbereit waren. Außerdem gab die Bundesregierung bekannt, dass 19 der 129 Hubschrauberpiloten der Bundeswehr ihre Fluglizenz aufgrund fehlender Flugstunden abgeben mussten.

Angekratztes Image

Bundeswehr Airbus NH90 TTH Helikopter
Deutsche NH90 wurden auch bei der UN-Mission in Mali eingesetzt..Bild: Getty Images/A. Koerner

Ursprünglich war der NH90 Anfang der 90er Jahre dafür entwickelt worden, ständig an neue Land- und Seemissionen angepasst zu werden. Genau diese ständige Erneuerung stellt nun ein komplexes logistisches Problem dar.

2010 wurde ein interner Bericht der Bundeswehr an die "Bild"-Zeitung weitergereicht. Darin werden zum Beispiel Probleme der Innenausstattung aufgelistet. So soll der Transport von Soldaten, vor allem mit schwerer Ausrüstung, schwierig sein. Außerdem sei zu wenig Platz im Innenraum des Hubschraubers für das vorgesehene Maschinengewehr.

Das Verteidigungsministerium erklärte, der Bericht beschäftige sich mit einem Prototypen und nicht mit dem fertigen Modell. Außerdem sei solche entwicklungsorientierte interne Kritik reine Routine. Beim australischen und dänischen Militär, die auch den NH90 einsetzen, weisen dieselben Helikopter jedoch ebenfalls die bekannten Motorenprobleme auf.