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Sharifs Balanceakt in Washington

Shamil Shams21. Oktober 2013

Die Rolle Pakistans in der Zukunft Afghanistans und die US-Drohnenangriffe bestimmen weitgehend die Beziehungen zu den USA. Premier Sharif hat aber auch die Wirtschaft bei seinem USA-Besuch im Blick.

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Außenminister Kerry begrüßt Ministerpräsident Sharif in Washington (Foto: Reuters)
Außenminister Kerry begrüßt Ministerpräsident Sharif in WashingtonBild: Reuters

Die amerikanisch-pakistanischen Beziehungen waren seit der einseitigen geheimen Kommandoaktion im Mai 2011 angespannt, bei der US-Spezialkräfte Al-Kaida-Führer Osama bin Laden in seinem Haus in Abbottabad getötet hatten. Ende 2011 wurden 24 pakistanische Soldaten durch einen NATO-Luftangriff nahe der afghanischen Grenze getötet, mit der Folge, dass Pakistan mehrere Monate lang die Nachschubwege der NATO an der Grenze blockierte. Nach diesen Tiefpunkten haben sich die bilateralen Beziehungen wieder etwas erholt, worauf Sharif jetzt aufbauen möchte.

"Sharif will die Beziehungen zu den USA verbessern, aber die Frage ist, ob er das alleine entscheiden kann. Es ist bekannt, dass die pakistanische Armee hier das letzte Wort hat", sagte Saleem Asmi, Journalist aus Karatschi, der Deutschen Welle. Der Geschäftsmann Sharif ist vor allem an der Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen mit den USA interessiert. Bei den Gesprächen in Washington (21.-23.10.2013) dürfte allerdings die Rolle Pakistans in Afghanistan nach dem NATO-Truppenabzug im Vordergrund stehen. Aus Sicht der USA spiele Pakistan eine entscheidende Rolle beim Weg, den Afghanistan nach 2014 gehen wird, meint Asmi. Jedoch habe Islamabad nicht mehr den Einfluss auf die Taliban, den es früher einmal hatte. Die Aufständischen würden sich von Pakistan nicht mehr herumkommandieren lassen, so der Journalist aus Karatschi.

Unterschiedliche Interessen in Afghanistan

Die USA wollen mit den Taliban in Verhandlungen eintreten, um ein Abgleiten Afghanistans ins Chaos nach dem Truppenabzug zu verhindern. Auch dabei suchen sie die Unterstützung Pakistans. Allerdings ziehen Pakistan und USA in der Afghanistan-Frage nach Ansicht von Beobachtern nicht unbedingt an einem Strang.

Afghanische Sicherheitskräfte bewachen gefangene Taliban in Herat (Foto: AFP/Getty Images)
Pakistans Beziehungen zu den Taliban in Afghanistan sind undurchsichtigBild: Aref Karimi/AFP/Getty Images

Die Obama-Regierung geht demnach davon aus, dass der pakistanische militärische Geheimdienst ISI einige Gruppierungen der Taliban unterstützt, um den indischen Einfluss in Kabul zurückzudrängen. Das sei für Washington nicht akzeptabel.

"Die Interessen Pakistans und der USA in Bezug auf Afghanistan sind ganz klar unterschiedlich", sagte Robert Hathaway, Asien-Experte vom Woodrow-Wilson-Zentrum in Washington, der Deutschen Welle. Und es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass beide Seiten "wunderbarerweise zu einer Übereinstimmung ihrer Interessen nach 2014 finden werden". Pakistan wolle zwar kein instabiles Afghanistan, sagt Hathaway, aber es wolle sich erheblichen Einfluss in Kabul sichern, und dafür könne es seine Verbindungen zu den Taliban nutzen. Der US-Experte rechnet mit anhaltenden Differenzen zwischen Obama und Sharif wegen der künftigen Rolle der Taliban, 2014 und darüber hinaus.

Heikles Thema Drohnenangriffe

Ein anderes Thema mit Konfliktpotential, das Sharif bei Obama ansprechen dürfte, sind die Drohnenangriffe gegen Terrorverdächtige im pakistanisch-afghanischen Grenzgebiet. Islamabad verlangt die Einstellung der Angriffe, in denen es eine Verletzung einer Souveränität und territorialen Integrität sieht. "Sharif muss und wird dieses Thema öffentlich ansprechen", sagt Asien-Experte Hathaway. Obama seinerseits werde folgende Position vertreten: Solange US- und NATO-Soldaten von Extremisten getötet werden, die in Pakistan Schutz finden, und solange die pakistanische Armee nicht fähig oder nicht willens sei, diese Extremisten und ihre Zufluchtsstätten auszuschalten, habe er das Recht, das Leben seiner Soldaten zu schützen.

Protest gegen Drohnenangriffe in Pakistan (Foto: picture alliance/Photoshot)
Sharif ist wegen der Drohnenangriffe unter DruckBild: picture alliance/Photoshot

Die US-Drohnenangriffe sind für pakistanische Politiker gefährlich, denn die Öffentlichkeit wirft ihnen Unfähigkeit vor, die Amerikaner davon abzubringen. Journalist Asmi zufolge wird Sharif alles versuchen, mit den USA zu einer Vereinbarung zu kommen, die er zu Hause als Erfolg verkaufen kann.

Wirtschaftsaufschwung als Ziel

Sharif hatte im Wahlkampf eine Lösung der chronischen Stromkrise und einen Wirtschaftsaufschwung innerhalb kurzer Zeit versprochen. Da kommt ihm die jetzt beschlossene Wiederaufnahme der unterbrochenen Militär- und Wirtschaftshilfe der USA in Höhe von jährlich 1,6 Milliarden US-Dollar gerade recht. "Wenigstens auf wirtschaftlichem Gebiet kann Sharif sich ein paar Hoffnungen auf Erfolge bei seinem USA-Besuch machen", meint Saleem Asmi. Zum Beispiel könnten US-Investoren im Energiesektor Pakistans ein profitables Geschäftsfeld finden.