Polit-Skandale im Hollywoodfilm
8. Juni 2017Die aktuelle politische Lage in den USA erinnert zunehmend an die Plots zahlreicher Hollywood-Blockbuster oder TV-Serien: Aus Realität ist Fiktion geworden, wie es der slowenische Philosoph Slavoj Žižek gesagt hätte. Zumindest sind sie sich so ähnlich, dass man sie manchmal kaum mehr auseinander halten kann. Auf der Suche nach Antworten auf politische Fragestellungen kann man sich also heutzutage auch einmal von der einen oder anderen Fernsehserie Aufklärung versprechen.
Kulturkritiker etwa in den Vereinigten Staaten schauen jetzt ganz genau hin: bei Serien wie "The Americans", ein Drama über russische Spione, die während des Kalten Kriegs in Washington wirkten, oder "House of Cards", in dem Kevin Spacey einen zynischen kaltblütigen US-Präsidenten mimt. Andere schauen sich Hollywood-Filme an, um sich die kritischen politischen Ereignisse der Vergangenheit zu vergegenwärtigen - und um so vielleicht die aktuellen Entwicklungen besser zu verstehen.
FBI und CIA im Visier von Hollywood
Regisseur Oliver Stone hat sich filmisch am intensivsten mit politischen Skandalen auseinandergesetzt. Viele seiner Streifen wurden zu Kassenschlagern, darunter seine biographischen Filme "JFK" über John F. Kennedy oder "Nixon" über den 37. Präsidenten der USA. Beide zeugen von einem erbarmungslosen Blick auf die Charaktere und ihre sagenumwobenen Geschichten. Auch dem Vietnamkrieg und dem früheren kubanischen Diktator Fidel Castro widmete sich Stone. Dabei versucht er immer wieder, den Hergang der Skandale nachzuvollziehen - und nimmt dabei automatisch auch die Akteure im Hintergrund ins Visier, das heißt oft: FBI und CIA.
Die beiden Geheimdienstorganisationen faszinieren Hollywood schon seit langem, vielleicht weil so wenig darüber bekannt ist, was das FBI eigentlich wirklich macht. In der Komödie "Wag the Dog" von Barry Levinson geht ein US-Präsident so weit, einen Krieg mit Albanien zu erfinden, um von einem aufkeimenden Sexskandal abzulenken. Das alles wird dann von einem linkischen FBI-Agenten aufgedeckt. Filmfans zogen Parallelen zu US-amerikanischen Militäraktionen auf dem Höhepunkt des Amtsenthebungsverfahrens gegen Bill Clinton in den späten Neunziger Jahren und hinterfragten die Rolle der Medien, die fleißig die Kriegswerbetrommel rührten.
Lügenmärchen und wahre Geschichten
Michael Moores einziger fiktionaler Film, die Komödie "Unsere feindlichen Nachbarn", spielte 1995 mit dem Verhältnis von Lüge und Wahrheit: Im Film will der amerikanische Präsident Kanada erobern. Die Spannungen zwischen den beiden nordamerikanischen Ländern werden dabei gründlich auf die Schippe genommen, genauso wie die jeweiligen Geheimdienste und ihre Versuche, Politiker der anderen Seite zu beeinflussen.
Dass das alles nicht nur zum Lachen ist, beweist John le Carré: Seine Spionageromane, die meist während des Kalten Kriegs spielen, wurden mehrfach verfilmt und zu Blockbustern. Auch im politischen Thriller "Die Unbestechlichen" von Alan J. Pakula geht es um einen FBI-Agenten, jedoch war das zum Zeitpunkt der Verfilmung noch nicht klar: Robert Redford und Dustin Hoffman spielen die zwei Reporter der "Washington Post", die in den Siebziger Jahren den Watergate-Skandal aufdeckten. Die beiden beriefen sich dabei auf eine anonyme Quelle, Codename: "Deep Throat". Erst nach seinem Tod wurde bekannt, dass "Deep Throat" ein FBI-Agent war, der die Nixon-Administration zur Rechenschaft ziehen wollte.