Historisches Treffen in Skopje
2. April 2019Nach der Beilegung des Namensstreits zwischen Nordmazedonien und Griechenland sind die Regierungschefs beider Länder in Skopje zu einem historischen Treffen zusammengekommen. "Bisher sahen wir nur gute Gelegenheiten an uns vorbeiziehen, vergeudeten wir Zeit", erklärte Nordmazedoniens Ministerpräsident Zoran Zaev auf einer gemeinsamen Pressekonferenz am Regierungssitz. "Jetzt liegen gemeinsame Möglichkeiten und Ziele vor uns." Sein griechischer Amtskollege Alexis Tsipras pflichtete ihm bei: "Wir schlagen ein neues Kapitel in unserer Geschichte auf." Tsipras ist der erste griechische Regierungschef, der das nördliche Nachbarland seit seiner Unabhängigkeit 1991 besucht.
Seit Februar neuer Name
Bei dem Namensstreit ging es darum, dass Athen das Balkanland nicht unter seinem Namen Mazedonien anerkennen wollte, weil eine nordgriechische Provinz ebenso heißt. Aus Sicht Griechenlands war der Name Mazedonien, den sich die ehemalige jugoslawische Teilrepublik nach ihrer Unabhängigkeit gegeben hatte, Teil des griechischen Nationalerbes und markierte zudem einen Anspruch auf die nordgriechische Provinz Makedonien. Seit dem 12. Februar nennt sich das Land Nordmazedonien.
Tsipras wurde nach seiner Ankunft in der nordmazedonischen Hauptstadt herzlich empfangen. Zaev führte ihn durch seine Amtsräumlichkeiten, zeigte Familienfotos und fertigte vor laufenden Fernsehkameras Selfies von sich und seinem Gast an.
Auf twitter veröffentlichte Zaev diverse Bilder und sprach von glücklichen Momenten für die beiden Völker.
Neue bilaterale Abkommen
Der griechische Ministerpräsident brachte zehn Regierungsmitglieder sowie eine vielköpfige Delegation von Geschäftsleuten nach Skopje mit. Zaev, Tsipras und mehrere Fachminister unterzeichneten eine Reihe von bilateralen Abkommen. Nordmazedonien erhofft sich von Griechenland Wirtschaftshilfe. Vor dem Besuch sagte Zaev der Nachrichtenagentur AFP, Athen plane Investitionen in Höhe von mehr als 500 Millionen Euro im Nachbarland, das wesentlich kleiner ist als Griechenland und ihm an Wirtschaftskraft deutlich nachsteht. "Die Republik Nordmazedonien wird aus dem Abkommen großen wirtschaftlichen Nutzen ziehen, der wie ich glaube in allen Wirtschaftsbereichen sichtbar werden wird", sagte Zaev.
Eines der gemeinsamen Abkommen sieht vor, dass das NATO-Land Griechenland künftig mit seiner Luftwaffe die Überwachung des nordmazedonischen Luftraums übernimmt. Athens nördlicher Nachbar verfügt über keine eigenen Kampfflugzeuge und Abfangjäger. Nach der Beilegung des Namensstreits hat Nordmazedonien mit der NATO ein Beitrittsprotokoll unterzeichnet. Dieses muss noch von allen Mitgliedsländern ratifiziert werden. Athen hat dies bereits getan.
as/hk (dpa, afp, ape)