Skopje will Euro-Bonds
1. April 2010Die mazedonische Regierung wird dieses Jahr eine Euro-Anleihe herausbringen, um ihr Haushaltsdefizit mit diesem Geld auszugleichen. Die dafür erforderliche Summe muss allerdings noch errechnet werden. Zunächst werde die Lage auf den internationalen Finanzmärkten analysiert und die Zahl der potentiellen Käufer ermittelt. Dies bilde die Grundlage für die Ermittlung des Preises pro Staatsanleihe, heißt es im Finanzministerium. "Wir planen, bis Mitte 2010 oder in der zweiten Jahreshälfte die Vorbereitungen für die Herausgabe der so genannten Euro-Bonds abzuschließen", so Mazedoniens Finanzminister Zoran Stavreski.
Zu hohe Zinsen für Euro-Bonds
Die Opposition in Mazedonien hat die Pläne der Regierung heftig kritisiert. "Die Regierung will erneut Euro-Bonds ausgeben. Sie haben aber hohe Zinsen im Vergleich zu anderen Arten der Geldbeschaffung", sagt der stellvertretende Vorsitzende der oppositionellen mazedonischen Sozialdemokraten, Zoran Jovanovski. Vergangenes Jahr habe die Regierung die Chance gehabt, einen Kredit vom IWF zu bekommen. "Aber die Regierung hat stattdessen beschlossen, über die Euro-Bonds Geld zu fünfmal höheren Zinsen zu beschaffen. Das kostet unsere Bürger 47 Millionen Euro mehr allein für die Zinsen, die den Anlegern gezahlt werden", meint Jovanovski.
Zweierlei Sichtweisen
Die Meinungen der Experten über die Euro-Bonds gehen auseinander. Wirtschaftsfachmann Abdulmenaf Bexhet vertritt ebenfalls die Ansicht, dass Euro-Bonds im Vergleich zu einem IWF-Kredit das Land teuer zu stehen kommen. Wahrscheinlich sei aber die Wahl auf die Euro-Bonds gefallen, weil dies politisch opportun sei. Anlegern in Staatsanleihen müsse die Regierung keine Rechenschaft ablegen. "Andere Gläubiger fordern Einsicht in die Strukturen, den Umfang und den Zweck der Ausgaben und die Regierung möchte es sich leicht machen", sagt Bexheti. Finanzexperte Tome Nenovski verteidigt dagegen die Herausgabe von Euro-Bonds, um den Etat auszugleichen. "Wir müssen bedenken, wie viele Menschen ihre Arbeit verlieren würden, wenn unter den strikten Vorgaben des IWF stattdessen die Steuern erhöht und Arbeitsplätze im öffentlichen Dienst abgebaut würden. Dann können wir abwägen, welches das größere Übel für die Wirtschaft ist: höhere Zinsen oder höhere Arbeitslosenzahlen", gibt Nenovski zu bedenken.
Mazedonien hat bisher zweimal Euro-Staatsanleihen ausgegeben: Vergangenes Jahr in Höhe von 175 Millionen Euro und 2005, als der Staat 150 Millionen Euro einnahm.
Autoren: Goran Petreski / Mirjana Dikic
Redaktion: Fabian Schmidt