Stich gegen die Stechmücke
4. Oktober 2002Das Genom der Mücke und des Erregers seien der Schlüssel zum Verständnis aller Stationen des Übertragungswegs von Malaria, schreiben die nordamerikanischen und britischen Wissenschaftler, die ihre Ergebnisse zeitgleich in den Fachmagazinen "Nature" und "Science" veröffentlichten.
Großer Schritt für die Wissenschaft
"Ein Durchbruch", sagt Ewald Beck, Professor für Biochemie an der Universität Gießen im Gespräch mit DW-World. Er selbst ist Kopf einer Forschungsgruppe, die seit Jahren die Wirkungsweise von Malaria erforscht. Die Entschlüsselung der 5000 Gene des Erregers "Plasmodium falciparum" bedeute, dass nun die Entwicklung von Medikamenten gegen Malaria wesentlich beschleunigt werden könne, so Beck. Mit der Genkarte sei es möglich, gezielt nach Sequenzen im Erbgut zu suchen, die mit Medikamenten attackiert werden können. So könne die Verbreitung des Erregers im Körper unterbunden werden.
Die neuen Erkenntnisse eröffnen noch weitere Möglichkeiten. So könnte die Frage geklärt werden, warum manche Menschen die Insekten mehr anziehen als andere. Das wäre die Grundlage für die Entwicklung von Mückenschutzmitteln, die auch das Ansteckungsrisiko für andere Krankheiten wie das Westnil-Virus, Dengue und Gelbfieber reduzieren könnten. Manch einer spricht bereits von der Züchtung gentechnisch veränderter Moskitos, die Malaria-Erreger nicht mehr übertragen können. Die sollten ausgesetzt werden und in der freien Natur ihre natürlichen Vettern verdrängen. Diese Idee ist jedoch noch umstritten.
Fataler Mückenstich
Malaria beginnt mit einem Mückenstich. Die weiblichen Moskitos der Gattung Anopheles kommen am liebsten nach Mitternacht. Mit ihrem hochfeinen Geruchsinn spüren sie ihr bevorzugtes Opfer, den Menschen, auf. Mit dem Rüssel durchbohren sie die Haut und stillen ihren Blutdurst. Für den Menschen kann dieser eigentlich harmlose Stich fatale Folgen haben, nämlich dann wenn mit dem Speichel der Mücke auch der Malaria-Erreger in den Blutkreislauf gelangt. Wird die Krankheit nicht behandelt, stirbt das Opfer.
Mehrere Hundert Millionen Menschen werden jedes Jahr mit Malaria infiziert, für 2,5 Millionen kommt jede Hilfe zu spät. Vor allem Kinder sterben an der tückischen Infektionskrankheit. Die Zeit drängt. Herkömmliche Medikamente schlagen häufig gar nicht mehr an, da sich resistente Erreger mit hoher Geschwindigkeit ausbreiten.