Stichwort: Erdbeben-Zone Kaschmir
10. Oktober 2005Im Norden Pakistans, einer Bergregion, die nur wenig nördlich von der Hauptstadt Islamabad beginnt und bis an die Karakorum-Gipfel an der chinesischen Grenze reicht, liegen einige der spektakulärsten Landschaften der Erde. Nordpakistan und weite Teile Kaschmirs sind geprägt von tief eingeschnittenen Flusstälern. Der Straßenbau stellt die Ingenieure hier vor große Herausforderungen. Auch Straßen wie der berühmte "Karakorum Highway", der von Islamabad über den fast 5.000 Meter hohen Khunjerab-Pass nach China führt, sind schon bei einfachen Regenfällen immer wieder durch Erdrutsche blockiert.
Viele Dörfer, die zum Teil ebenfalls an steilen Abhängen errichtet sind, wurden durch das Erdbeben und folgende Erdrutsche völlig vernichtet. Andere sind auch Tage später noch von der Außenwelt abgeschnitten. Besonders betroffen ist im Norden Islamabads die Gegend um Abbottabad und Mansehra am Karakorum Highway. Sie gehört zur pakistanischen Nordwest-Grenzprovinz.
Hauptstadt des Kaschmir schwer getroffen
Das Epizentrum des Erdbebens am Samstagmorgen (8.10.2005) lag jedoch weiter im Osten, im pakistanisch kontrollierten Teil der umstrittenen Kaschmir-Region. In Pakistan wird diese Region "Azad Kaschmir" genannt, das heißt "freies Kaschmir". "Azad Kaschmir" ist nur ein schmaler Streifen von etwa 50 Kilometer Breite und rund 300 Kilometer Länge, der sich östlich von Islamabad an der Demarkationslinie zum indisch kontrollierten "Jammu und Kaschmir" entlangzieht.
Die Hauptstadt von "Azad Kaschmir", Muzaffarabad, ist von dem Erdbeben am schlimmsten betroffen. Ersten Berichten zufolge sind bis zu 40.000 der rund 100.000 Einwohner Muzaffarabads ums Leben gekommen.
Nur zwei Straßen-Verbindungen
Muzaffarabad liegt zwar nur gut 100 Kilometer von der pakistanischen Hauptstadt Islamabad entfernt, trotzdem war es aber nach dem Beben nur noch durch die Luft zu erreichen: Es gibt nämlich überhaupt nur zwei Straßen-Verbindungen durch das zerklüftete Terrain zwischen beiden Städten, und beide waren durch Erdrutsche unpassierbar geworden. Erst am Montag gelang es, die Straßen wieder zu öffnen.
Im indisch kontrollierten Kaschmir-Tal sind die geographischen Voraussetzungen einfacher: Es handelt sich hier um ein weites, ebenes, fast 2.000 m hoch gelegenes Tal, das von Hochgebirge eingeschlossen ist. Aber auch die Straßen im Tal sind an vielen Orten schlecht, und so gibt es Regionen wie Kupwara und das vom Erdbeben besonders hart getroffene Uri, die von der Hauptstadt Srinagar fast eine Tagesreise entfernt sind. Auch hier sind viele entlegene Siedlungen, die an Berghänge gebaut sind, von den Helfern noch nicht erreicht worden.