Geheimsache Papstwahl
28. Februar 2013Der Papst wird vom sogenannten Konklave gewählt - hinter verschlossenen Türen. Die Versammlung der Kardinäle beginnt normalerweise 15 bis 20 Tage nach dem Tod oder - wie jetzt - nach dem Rücktritt eines Papstes. Benedikt XVI. hat die Regeln allerdings so geändert, daß das Konklave früher beginnen kann, nämlich an diesem Dienstag.
Aktiv wahlberechtigt sind alle Kardinäle der römisch-katholischen Kirche, die vor dem Beginn der Sedisvakanz ("leerer Stuhl Petri") ihr 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben. Das sind derzeit 115 Kardinäle. Sie dürfen das neue Oberhaupt der katholischen Kirche bestimmen. Sechs von ihnen kommen aus Deutschland. Wählbar ist theoretisch jeder männliche, unverheiratete Katholik, allerdings gelangten seit dem 14. Jahrhundert ausschließlich Kardinäle auf den heiligen Stuhl.
Für das Konklave gelten strenge Vorschriften: Absolute Verschwiegenheit ist oberste Kardinalspflicht, was selbstverständlich auch für die betreuenden Mediziner und Hilfs-Kräfte gilt. Elektronische Geräte, Radios, Fernseher und auch Zeitungen sind tabu, ebenso Twitter-Meldungen.
Einflüsse unerwünscht
Der lateinische Begriff Konklave bedeutet "verschlossener Raum". Das ist wörtlich zu nehmen, denn während ihrer Debatte und Wahl sind die Kardinäle von der Außenwelt abgeschottet. Das Konklave tagt in der Sixtinischen Kapelle, ganz in der Nähe des St. Petersdoms. Ein Ort, der vielen Menschen in der ganzen Welt bekannt ist, nicht zuletzt wegen der berühmten Wandgemälde aus der Renaissance, die regelmäßig Touristenströme anziehen.
Weißer Rauch verkündet die erfolgreiche Wahl
Jeder Kardinal erhält mehrere Stimmzettel, da meist mehrere Wahlgänge erforderlich sind, bis das neue Kirchenoberhaupt feststeht. Papst wird, wer mindestens zwei Drittel der Stimmen auf sich vereinigen kann. Nach jeder Abstimmung werden die Wahlzettel verbrannt. War die Wahl nicht erfolgreich, wird dem Papier Öl oder Pech zugegeben, so dass außerhalb des Gebäudes schwarzer Rauch aufsteigt. Steht der neue Papst fest, lässt man reinen, weißen Rauch aufsteigen. Die Glocken des Petersdoms verkünden die erfolgreiche Wahl. Der dienstälteste Kardinaldiakon tritt an den mittleren Balkon, verkündet "Habemus Papam" (Wir haben einen Papst) und teilt den Namen des Gewählten mit. Anschließend tritt der neue Papst selbst vor die Menge auf dem Petersplatz und spricht seinen ersten Segen: "Urbi et Orbi".
Nach der Wahlentscheidung wird der Gewählte gefragt, welchen Namen er führen möchte. Joseph Ratzinger entschied sich im Jahre 2005 für den Titel "Benedikt der XVI." in Gedenken an Benedikt von Nurcia, den Begründer des Benediktinerordens.
Die Wahl des Papstes ist nicht immer auf die gleiche Weise erfolgt. Noch bis ins achte Jahrhundert entschieden Klerus und Volk über das Kirchenoberhaupt. Erst danach war die Wahl ausschließlich den Kardinälen vorbehalten. Ende des dreizehnten Jahrhunderts fand das längste Konklave statt. Nach dem Tod von Clemens dem IV. dauerte es drei Jahre, bis das Kardinalskollegium Gregor X. zum Papst bestimmte. Bei vielen Papstwahlen übten die weltlichen Herrscher deutlichen Einfluss aus, um einen Kandidaten ihrer Gunst durchzusetzen.
gb/dpa/kna/afp