Hafenarbeiterstreik verschärft Abfertigungschaos
14. Juli 2022Im Konflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter haben an diesem Donnerstag in allen wichtigen Nordseehäfen erneut Warnstreiks der Gewerkschaft Verdi begonnen. Seit 6.00 Uhr haben Mitarbeiter der Frühschicht in Bremen und Bremerhaven die Arbeit niedergelegt, wie der Verdi-Bezirksgeschäftsführer Bremen-Nordniedersachsen, Markus Westermann, sagte. Die Arbeitsniederlegungen seien bis Samstagmorgen um 6.00 Uhr geplant.
Auch am Hamburger Hafen habe der Warnstreik begonnen, sagte Stephan Gastmeier, Gewerkschaftssekretär im Fachbereich Verkehr und Maritime Wirtschaft bei Verdi Hamburg: "Die Kollegen haben ihre Posten bezogen." Der Streik sei ebenfalls bis zum Samstagmorgen geplant.
Die Warnstreiks beträfen alle wichtigen Häfen an der Nordsee - also neben dem mit Abstand größten deutschen Seehafen Hamburg auch Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake, wie Verdi-Verhandlungsführerin Maya Schwiegershausen-Güth der Deutschen Presse-Agentur sagte. Damit soll im festgefahrenen Tarifstreit um höhere Löhne der Druck nach mittlerweile sieben ergebnislosen Verhandlungsrunden nochmals erhöht werden.
Und die Schiffe warten weiter
Es geht zwar nur um 12.000 Arbeitnehmer. Doch die können den Containerumschlag in den Häfen lahmlegen - und damit die zentralen Drehscheiben für Im- und Export der deutschen Wirtschaft. Die sind seit der Corona-Krise ohnehin kräftig aus dem Takt geraten.
Die Auswirkungen des Warnstreiks auf die Abfertigung der Container- und Frachtschiffe dürften erheblich sein und das Be- und Entladen der Schiffe weitgehend zum Erliegen bringen. Damit verschärft sich die ohnehin gespannte Lage mit einem Schiffstau auf der Nordsee weiter und die Abläufe an den Kais dürften noch weiter aus dem Tritt geraten.
Nach jüngsten Berechnungen am Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) stecken in der Nordsee inzwischen mehr als zwei Prozent der globalen Frachtkapazität im Stau. Derzeit warten allein auf Ankerplätzen in der Deutschen Bucht rund 20 Frachter auf Abfertigung, die meisten mit Ziel Hamburg.
Ein "unverantwortlicher" Streik?
Die Gewerkschaft Verdi fordert für die Beschäftigten in den 58 tarifgebundenen Betrieben in Niedersachsen, Bremen und Hamburg eine Erhöhung der Entgelte um 1,20 Euro pro Stunde sowie einen Inflationsausgleich von 7,4 Prozent bei einer Laufzeit des Tarifvertrages von zwölf Monaten. Außerdem will sie eine Aufstockung der jährlichen Zulage für Containerbetriebe um 1200 Euro durchsetzen.
Die Verhandlungsführerin des Zentralverbandes der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS), Ulrike Riedel, nannte den Streikaufruf angesichts der zulasten von Verbrauchern und Unternehmen gestörten Lieferketten "unverantwortlich".
dk/hb (dpa, rtr)