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US-Standesbeamtin in Beugehaft

4. September 2015

Weil sie sich weigert, homosexuelle Paare zu trauen, sitzt eine Standesbeamtin aus dem US-Bundesstaat Kentucky in Beugehaft. Jetzt schaltet sich auch das Weiße Haus ein.

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USA Kim Davis
Bild: picture-alliance/AP Photo/T. Easley

Die strenggläubige Standesbeamtin muss so lange in Beugehaft bleiben, bis sie ihre Weigerung aufgibt, homosexuelle Paare zu trauen. Das zuständige Gericht im US-Bundesstaat Kentucky stellte klar, dass die Beamtin Kim Davis an ihren Amtseid gebunden sei und nach dem Gesetz handeln müsse.

Davis hatte dem Richter gegenüber angegeben, eine Trauung gleichgeschlechtlicher Paare sei gegen ihren Glauben. Bundesrichter David Bunning sagte laut dem Sender ABC, Davis werde freigelassen, wenn sie sich an die Anordnungen halte, auch Trauscheine für schwule und lesbische Paare auszustellen.

"Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen"

In einem historischen Urteil hatte der Supreme Court Ende Juni die Homoehe überall in den Vereinigten Staaten erlaubt. Die Obersten Richter erklärten Verbote von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen in einer Reihe von Bundesstaaten für verfassungswidrig. Der Widerstand gegen die Homoehe ist in konservativ geprägten Gegenden im Mittleren Westen und im Süden der USA aber weiter groß.

Kentuckys Gouverneur hatte im Juli alle Standesbeamten in seinem Bundesstaat angewiesen, sich dem Urteil zu fügen. Davis setzte sich über die Anordnung hinweg und berief sich dabei auf ihren christlichen Glauben. Ein Bundesrichter befand allerdings, dass religiöse Überzeugungen sie nicht von ihren Amtspflichten entbinden. Zuletzt scheiterte Davis am Montag mit ihrem Einspruch vor dem Supreme Court. Doch die Standesbeamtin blieb uneinsichtig. "Mein Glaube kann von mir nicht losgelöst werden", sagte sie am Dienstag, als sie homosexuellen Paaren erneut die Trauung verweigerte. "Ich bin gewillt, die Konsequenzen zu tragen, so wie ihr alle Konsequenzen tragen müsst, wenn die Zeit des jüngsten Gerichts kommt."

Kampf zwischen Moderne und Konservatismus

Vor dem Gerichtsgebäude in Ashland versammelten sich Befürworter und Gegner der Homoehe. Einige riefen "Bleib stark", während andere skandierten "Mach' Deinen Job!" Davis ist zu einem Symbol für den Kampf zwischen Moderne und Konservatismus in den USA und zwischen dem verfassungsrechtlich verankerten Recht auf freie Religionsausübung und anderen Gesetzen geworden. Sie selbst sagt, sie habe keine Vorurteile, aber ihr Glaube übertrumpfe alles. "Ich liebe meinen Herrn und muss ihm und dem Wort Gottes gehorsam sein", sagte Davis. Für sie gehe es nicht um eine Frage zur Homosexualität, sondern "um Ehe und das Wort Gottes".

Kritik und Unterstützung aus Washington

Mittlerweile hat sich auch das Weiße Haus in die Debatte eingeschaltet. "Der Erfolg einer Demokratie hängt vom Prinzip der Rechtsstaatlichkeit ab", sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest. "Es gibt keinen Regierungsbeamten, der über dem Recht steht. Das gilt für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ebenso wie für einen Beamten aus dem Bezirk Rowan County."

Mehrere republikanische Präsidentschaftsbewerber verteidigten dagegen die Haltung der Standesbeamtin. "Es ist absurd, jemanden ins Gefängnis zu stecken, nur weil er vom Recht der Religionsfreiheit Gebrauch macht", sagte etwa der Senator des betroffenen Bundesstaates Kentucky, Rand Paul.

cr/wl (dpa, afp)