Wellenkraft Spanien
21. September 2011Mutriku ist ein malerischer Ort im Baskenland, an der nordspanischen Atlantikküste. Etwa 5000 Menschen leben in der engen Bucht. Von außen nicht erkennbar befindet sich in der Hafenmauer der kleinen Gemeinde ein hochmodernes Wellenkraftwerk. Vor einem Jahr ging die 300-Kilowatt-Anlage ans Netz und liefert rund um die Uhr Strom.
Wellenkraft könnte 10% des Strombedarfs decken
Diese Technik wurde mehr als zehn Jahre lang vor allem in Schottland erprobt und dort immer wieder verfeinert. Nach Angaben des Turbinenherstellers Voith konnte die Effizienz in den letzten Jahren um über 50 Prozent gesteigert werden.
Auf die kommerzielle Nutzung sind die Beteiligten stolz und setzen nun auf Expansion. Der Anlagenbetreiber - das baskische Energieversorgungsunternehmen EVE (Ente Vasco de la Energía) - will die Atlantikküste für die umweltfreundliche Stromgewinnung nutzen. Der Energieversorger ließ an der Küste das Potential der Wellen berechnen und stellte fest, dass rund zehn Prozent des Strombedarfs in der Region theoretisch mit dieser Technologie abgedeckt werden können.
Technik mit Potential
Das Prinzip dieser Energiegewinnung ist einfach. In der Hafenmauer befinden sich Hohlkammern, die zum Meer hin offen sind. Die Wellen schwappen in die Kammern hinein und erzeugen so einen Luftstrom, der eine spezielle Turbine antreibt. Und auch der Luftsog, der beim Zurückschwappen der Welle entsteht, wird hier zur Stromgewinnung genutzt.
Wellentechnologie steht erst am Anfang
Zwar besteht für die Wellenkraft langfristig die Prognose, einen beachtlichen Teil der globalen Stromversorgung zu übernehmen, doch die verschiedenen Techniken stecken noch in den Kinderschuhen. Rund 60 Projekte zur Energienutzung durch Wellenkraft gibt es derzeit weltweit. Nach Ansicht von Wellenforscher Frank Neumann vom Wave Energy Centre in Lissabon, haben sogenannte OWC-Wellenkraftwerke - wie im spanischen Mutriku - derzeit die besten Aussichten auf zeitnahe Marktetablierung. Der Vorteil dieser Technik liegt vor allem darin, dass die Kraftwerke an der Küste installiert und damit einfacher gewartet werden können.
Aber auch Wellenkraftwerke im offenen Meer halten Experten langfristig für sinnvoll. Sie können größere Kräfte nutzen und damit mehr Strom erzeugen. Die technischen Herausforderungen für die Entwicklung und den Betrieb sind jedoch groß. Lediglich einige Pilotprojekte produzieren schon heute Strom. Frank Neumann sieht vor allem in der sogenannten Bojentechnik eine Zukunft. Hier wird die Wellenenergie auf dem offenen Meer genutzt und der Strom direkt dort produziert. Derzeit gibt es nach Angaben von Neumann weltweit rund zehn Bojen-Projekte, die mit unterschiedlichen Techniken experimentieren.
Hohe Kosten und Pleiten
Die Entwicklungskosten für Energie aus Wellenkraft sind hoch. Wer auf diese Zukunftstechnologie setzt, braucht einen langen Atem, Geld und Unterstützung. So scheiterte zum Beispiel das Wellenkraftwerk Pelamis vor der portugiesischen Küste. Die drei 150 Meter langen Metallschlangen sollten Strom für rund 5000 Personen produzieren. Aber es gab technische Probleme, der Betreiberfirma ging das Geld aus, inzwischen liegen die Kraftwerke brach. Der weltweit größte nichtstaatliche Energiekonzern E.ON setzt aber weiter auf das Wellenkraftwerk Pelamis und entwickelte sogar ein Nachfolgemodell. Im Sommer 2010 wurde es auf den Orkney-Inseln vor der schottischen Küste zu Testzwecken installiert.
Autor: Gero Rueter
Redaktion: Gudrun Heise