Stummer Videoschiedsrichter sorgt für Ärger
25. August 2018Es geht schon wieder los! Direkt im ersten Spiel der Saison sorgen die Videoschiedsrichter für Diskussionen: Als die TSG Hoffenheim in der zweiten Halbzeit des Bundesliga-Eröffnungspiels beim FC Bayern am Drücker ist, fällt Schiedsrichter Bastian Dankert eine folgenschwere Fehlentscheidung. Franck Ribery dribbelt nahe der Grundlinie in den Strafraum. Er sieht, dass Abwehrspieler Havard Nordtveit heranrutscht und springt einfach ab - lange bevor der Norweger überhaupt an ihm dran ist. So vermeidet Ribery jeglichen Körperkontakt und landet mit einem Hechtsprung auf seinem Gegner. Eine Slapstick-Einlage, die der Unparteiische dennoch mit einem Strafstoß belohnt. Soweit noch nachvollziehbar, vorausgesetzt, man hält Dankert zugute, dass er die Szene nicht richtig sehen konnte. Eine klassische Tatsachenentscheidung, aber dennoch eine Fehlentscheidung.
Nagelsmann: "Dann kann ja jeder losspringen"
"Das war kein Elfmeter, er springt halt eine halbe Stunde vorher", schimpfte Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann nach der Partie und monierte, dass "bei einer entscheidenden Szene" nicht eingegriffen worden sei. "Wenn das als Elfmeter gepfiffen wird, dann kann jeder vorher losspringen und sagen, ich kann nicht weiterlaufen. Und wer bewertet es dann? Der Videoschiedsrichter? Wo war er?" Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen verwies auf die WM in Russland als positives Beispiel: "Da hatten wir einen leitenden Schiedsrichter aus Simbabwe, einen Vierten Offiziellen aus Saudi-Arabien und im Videoraum saß einer aus Uruguay. Es gab keine Testphase und der Videobeweis wurde zu etwas gemacht, was er sein soll, nämlich eine ganz wunderbare, sinnvolle und gerechte Einrichtung. Und dann haben wir das, was wir heute erlebt haben. Das steht im Gegensatz zu dem, was es sein sollte", schimpfte Rosen.
Die wütenden Hoffenheimer hatten recht, und sie erhielten sogar Unterstützung von Bayern-Trainer Niko Kovac: "Ich hätte den nicht gegeben", sagte der nach Ansicht der Zeitlupenbilder. Eigentlich wäre es nach der Hechtsprungeinlage Riberys an dem Videoschiedsrichter in Köln gewesen, ihren Kollegen auf dem Platz zu informieren, dass hier etwas nicht stimmte. Denn Hoffenheim war drauf und dran, die Partie zu drehen. Es war also tatsächlich eine spielentscheidende Szene. Aber aus nicht nachvollziehbaren Gründen verzichtete der "Kölner Keller" darauf, sich zu melden. So durfte Robert Lewandowski zum Elfer antreten, den TSG-Keeper Oliver Baumann abwehrte, bevor Arjen Robben zum 2:1 abstaubte - dachte man.
Jetzt allerdings hatte der Videoschiedsrichter doch etwas zu beanstanden, wenn auch mit einiger Verspätung. Nachdem die Bayern ihren vermeintlichen Führungstreffer ausgiebig bejubelt hatten, sprintete Dankert zum Monitor, erkannte, dass der Torschütze zu früh in den Strafraum gestartet war und ließ den Elfmeter wiederholen. Eine korrekte Entscheidung. Diesmal traf Lewandowski, nun war er der Torschütze zum 2:1. Allerdings ließ die Szene diejenigen Zuschauer, die es nicht unbedingt mit den Bayern hielten noch mehr darüber grübeln, warum der Videoschiedsrichter nicht auch bei der Elfmeterszene zwischen Ribery und Nordtveit so penibel gewesen war. Verunglimpfende Sprechchöre gegen den Deutschen Fußball-Bund waren die Folge - an denen sich übrigens auch die Bayern-Kurve beteiligte.
Miserabler Gesamteindruck
Dass die Videoschiedsrichter wenige Minuten später erneut korrigierend eingriffen und erneut richtig lagen - Thomas Müller hatte einen Schuss von Leon Goretzka mit dem Ellenbogen ins Tor abgefälscht - konnte den schlechten Gesamteindruck nicht mehr wesentlich verbessern.
"Nach dem Elfmeter war das Spiel gebrochen", analysierte Nagelsmann richtig. So erhielten die Hoffenheimer zwar viel Lob von den Bayern, die drei Punkte blieben aber in München. Und der Videobeweis, bei dem nach der durchwachsenen Premierensaison alles besser werden sollte, wurde erneut nicht dazu genutzt, für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.