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Politik

Syrien-Gespräche: Nur Millimeter voran

15. Oktober 2016

Manchmal kann weniger ja mehr sein. Dass Russland und die USA überein gekommen sind, die Gespräche über die Situation in Syrien fortzusetzen, kann man schon positiv bewerten. Mehr war nicht drin. Aber auch nicht weniger.

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Schweiz Lausanne -  Schweiz Sergej Lawrow und John Kerry beraten in Lausanne über den Syrien-Krieg
Sprechzettel, Mineralwasser, Kaffeetassen. Außerdem rote Vorhänge und weißer Blumenschmuck. Der russische Außenminister Lawrow (links) fasst sich ans Ohr - immerhin sitzt er mit dem Amerikaner Kerry auf einer SeiteBild: picture-alliance/abaca/A. Gumus

Selbst der Bombenhagel auf die geschundene syrische Stadt Aleppo hatte die Großmächte zuletzt nicht näherrücken lassen. Die USA stellten zwischenzeitlich die Gespräche mit Russland ein, es habe doch so keinen Zweck mehr. Beide Seiten warfen sich vor, eine Waffenruhe für Syrien eher zu verhindern als möglich zu machen. Vor dem Hintergrund war das Außenminister-Treffen an diesem Samstag im edlen Hotel Beau Rivage in Lausanne ein Fortschritt. Wenn auch nur einer, den man fast nur in Millimetern messen kann.

Weiterreden. Immerhin

Etwa fünf Stunden saßen der russische Außenminister Sergej Lawrow und der US-Außenamtschef John Kerry an diesem Konferenztisch (Artikelbild oben) im Hotel zusammen, flankiert von Vertretern aus Saudi-Arabien, Katar, dem Iran und der Türkei. Mit dabei waren zudem die Außenminister des Iraks, Ägyptens und Jordaniens. Die Ergebnisse auf Millimeter-Papier: eine Zahl von guten Möglichkeiten gebe es, meinten Teilnehmer. Kerry immerhin legte sich soweit fest: Am Montag wird weitergeredet.

Schweiz Lausanne -  Schweiz Sergej Lawrow und John Kerry beraten in Lausanne über den Syrien-Krieg
Kerry (Mitte), flankiert von den Verbündeten aus Saudi-Arabien und Jordanien. An die fünf Sterne des Konferenzhotels reichen ihre Gespräche noch nicht heranBild: Reuters/D. Balibouse

Eine zuvor anvisierte Pressekonferenz fand nicht statt, allerdings mehr oder weniger herzliche Bilder von Begrüßungs- und Verabschiedungsszenen an der Hotelpforte. Die am Genfer See versammelten Spitzendiplomaten haben sich, so wussten es die Korrespondenten der Nachrichtenagenturen zu berichten, dafür ausgesprochen, dass "der politische Prozess" für eine Beendigung des Syrien-Krieges "so bald wie möglich beginnen soll". Moskaus Außenminister Lawrow wurde von russischen Medien so zitiert: "Es gab einige Ideen, die heute besprochen worden sind und von Ländern vorgebracht wurden, die wirklich Einfluss auf die Situation haben." US-Außenminister Kerry sagte Reportern, es seien "neue Ideen" für eine Waffenruhe erörtert worden.

Dürftige Infos, Assad im Sinn 

Auch ein Abschlussdokument wurde von den Delegationen nicht vereinbart. Angesichts nur dürftiger Informationen zu den mit dem Lausanner Treffen konkret verbundenen Absichten war allerdings auch nicht klar, ob die Minister überhaupt eine Vereinbarung beabsichtigt hatten.

Nach amerikanischen Angaben sollten bei dem Treffen ungeachtet anhaltender Bombardierungen des umkämpften und von Aufständischen gehaltenen Ostteils von Aleppo wenigstens Chancen für eine zumindest zeitweilige Feuerpause zur Versorgung notleidender Zivilisten ausgelotet werden.

Kerrys Route: Lausanne-London

Und wie es sich für einen guten Außenminister gehört, reist US-Mann Kerry weiter. Diesmal nach London. Dort will er am Sonntag seine Amtskollegen aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland informieren. Als positives Signal wurde auch gewertet, dass der Iran mit an jenem Konferenztisch im "Beau Rivage" saß. Denn das Land gehört neben Russland zu den wichtigsten Stützen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad gehört. Und ohne Assad im Sinn zu haben, wird die Gleichung für Aleppo nicht aufgehen. 

ml/sc (dpa,rtr,afp)