Syrische Regierung wendet sich den Kurden zu
8. Oktober 2019Vor ihrer geplanten Offensive hat die Türkei weitere Soldaten und gepanzerte Fahrzeuge an die südliche Landesgrenze verlegt. Zugleich bekundet die Regierung in Ankara, für den Einmarsch in den Nordosten Syriens bereit zu sein.
Das Regime in Damaskus nahm erstmals Stellung zu den Ereignissen, indem der stellvertretende Außenminister Faisal al-Makdad den Nachbarn Türkei vor der Militäroperation warnte. Syrien werde sein Territorium verteidigen und keine Besetzung akzeptieren, zitierte die regierungsnahe Zeitung "Al-Watan" den Vize-Außenminister. Al-Makdad rief die Kurden zudem auf, zurück an die Seite der Regierung in Damaskus zu kehren und sich nicht "selbst in die Hölle zu stürzen", nachdem sich die US-Truppen zurückgezogen hätten.
Das von den kurdischen YPG-Milizen angeführte Rebellenbündnis Syrische Demokratische Kräfte (SDF) kontrolliert den Nordosten Syriens. Die Milizen waren im Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) Verbündete der USA. Mit dem Sieg über den IS und dem Rückzug der US-Soldaten von der türkisch-syrischen Grenze ist der Weg frei für eine türkische Militäroperation in dem Gebiet. Der Kommandant der SDF, Maslum Abdi, teilte mit, dass eine Partnerschaft mit Syriens Präsident Baschar al-Assad eine mögliche Option sei.
Die syrische Armee hatte sich im Zuge des Bürgerkrieges größtenteils aus dem Nordosten des Landes zurückgezogen. Kurdische Kräfte übernahmen vielerorts die Kontrolle und richteten schon 2014 eine Selbstverwaltung ein. Zwar werden diese Autonomiebestrebungen international nicht anerkannt, aber in vielen Orten hat die Regierung in Damaskus de facto keine Macht mehr.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan betrachtet die YPG als Terroristen. Er fürchtet zudem ein Erstarken der Kurden in der Region und damit auch im eigenen Land. Deshalb will er auf syrischem Territorium eine 30 Kilometer breite Pufferzone schaffen und fordert den Abzug der YPG aus dem Gebiet.
uh/sti (dpa, rtr)