Türkei soll keine Imame mehr nach Deutschland schicken
14. Dezember 2023Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sollen die derzeit rund 1000 in Deutschland tätigen Imame der türkischen Religionsbehörde Diyanet über die nächsten Jahre schrittweise durch Prediger ersetzt werden, die in Deutschland ausgebildet werden.
Geplant ist, jährlich mindestens 100 Imame in Deutschland zu schulen. Im Gegenzug soll die Entsendung türkischer Geistlicher schrittweise zurückgeführt werden. In Deutschland soll die Ausbildung der Imame gemäß der in Deutschland geltenden Werte vollzogen werden.
"Ich freue mich, dass wir nach langen Verhandlungen erstmalig eine Vereinbarung mit der Türkei schließen konnten, mit der die Entsendung von staatlich bediensteten Imamen aus der Türkei beendet wird", sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser in Berlin. "Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Integration und die Teilhabe muslimischer Gemeinden in Deutschland."
Gebraucht würden Prediger, "die unsere Sprache sprechen, unser Land kennen und für unsere Werte eintreten", betonte die SPD-Politikerin. "Wir wollen, dass Imame sich in den Dialog zwischen den Religionen einbringen und Glaubensfragen in unserer Gesellschaft diskutieren."
Federführung der Ditib
Die Ausbildung der Prediger in Deutschland soll unter Federführung der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) erfolgen. Nach Angaben des Innenministeriums ist Ditib mit rund 900 Moscheegemeinden der größte Islamverband in Deutschland. Hinzu kommen die Gemeinden der Union der Türkisch-Islamischen Kulturvereine in Europa (ATIB) und von Milli Görüs - zwei Verbänden, die im aktuellen Jahresbericht des Bundesamtes für Verfassungsschutz erwähnt werden.
Dass die Religionsbehörde in Ankara über Jahrzehnte aus der Türkei Prediger nach Deutschland geschickt und auch bezahlt hat, ist der Geschichte der sogenannten Gastarbeiter geschuldet. Diese waren in den Jahren 1961 bis 1973 über ein Anwerbeabkommen nach Deutschland gekommen. Da sie ursprünglich nicht dauerhaft bleiben sollten, erschien die Praxis der aus der Türkei geschickten Prediger vielen anfangs unproblematisch.
Ein Vorteil der vorgesehenen Neuregelung ist aus Sicht der Bundesregierung, dass die Verantwortung für das, was die Prediger in den Gemeinden sagen und tun, nun allein dem jeweiligen Verein beziehungsweise Verband zuzuordnen ist - und nicht, wie bisher, der Behörde eines ausländischen Staates.
uh/wa (dpa, rtr, afp)