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Politik

Taiwan verlängert Wehrpflicht

27. Dezember 2022

Vor dem Hintergrund der Spannungen mit dem benachbarten China müssen die wehrpflichtigen Männer in Taiwan künftig länger ihren Dienst ableisten. Er wird von vier Monaten wieder auf ein Jahr aufgestockt.

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Soldaten bei einer Übung in Tainan
Soldaten bei einer Übung in Tainan (Archivbild) Bild: Daniel Ceng Shou-Yi/ZUMA/picture alliance

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen sprach von einer schwierigen Entscheidung. Doch als Präsidentin liege es in ihrer Verantwortung, das Überleben Taiwans zu sichern, sagte sie in der Hauptstadt Taipeh vor Journalisten. China untergrabe weiterhin die regionale Stabilität und bedrohe die demokratische Inselrepublik. "Solange Taiwan stark genug ist, wird es die Heimat von Demokratie und Freiheit in der ganzen Welt sein und nicht zu einem Schlachtfeld werden", fügte Tsai hinzu. Taiwan wolle Frieden, müsse sich aber verteidigen können.

Zuvor hatte die Präsidentin mitgeteilt, dass der Wehrdienst wieder auf ein Jahr verlängert wird. Die Verlängerung betrifft alle Männer, die nach dem 1. Januar 2005 geboren wurden. Tsai kündigte zugleich eine bessere Bezahlung der Wehrdienstleistenden an. Sie werden nach ihren Worten unter anderem darin trainiert, Flugabwehrraketen wie jene des Typs Stinger einzusetzen.

Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen während ihrer Ansprache zur Verlängerung der Wehrpflicht
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen während ihrer Ansprache zur Verlängerung der Wehrpflicht Bild: Huizhong Wu/AP Photo/picture alliance

Chieh Chung, Forscher bei der National Policy Foundation, einer in Taipeh ansässigen Denkfabrik,  schätzt, dass sich mit der Verlängerung der Wehrpflicht die Zahl der Soldaten in der Armee (derzeit 165.000) um 60.000 bis 70.000 Mann erhöhen wird. 

Chinas kommunistische Führung in Peking betrachtet Taiwan als abtrünniges Gebiet und will die seit 1949 abgespaltene Insel wieder mit dem Festland vereinigen - notfalls mit militärischer Gewalt. Die Spannungen hatten sich in den vergangenen Monaten verschärft. Nach dem Besuch der scheidenden Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, im August in Taiwan hatte China großangelegte Militärmanöver gestartet. Mit verstärkten Einsätzen von Kriegsschiffen und Flugzeugen in der Meerenge der Taiwanstraße hält es den Druck aufrecht.

Erst am Montag hatte Taiwan die größte Grenzverletzung der chinesischen Luftwaffe gemeldet.

Karte Taiwanstraße DE

Die Wehrpflicht war einst äußerst unbeliebt in Taiwan mit seinen mehr als 23 Millionen Einwohnern. Mit dem Ziel, eine überwiegende Freiwilligen-Armee zu schaffen, hatte die vorherige Regierung den Dienst von einem Jahr auf vier Monate verkürzt. Umfragen ergaben jedoch, mehr als drei Viertel der taiwanischen Öffentlichkeit halten das für zu kurz.

se/sti (afp, dpa, rtr)