Taiwans Streitkräfte üben Abwehr einer chinesischen Invasion
22. Juli 2024Vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen mit China üben Taiwans Streitkräfte einmal mehr den Ernstfall. Die Inselrepublik hat ein fünftägiges Manöver begonnen, bei dem die Kampfbereitschaft für den Fall einer Invasion geprobt werden soll.
Im Rahmen der seit 1984 jährlich stattfindenden Übung "Han Kuang" soll in diesem Jahr vor allem die Fähigkeit getestet werden, kritische Infrastruktur in der Hauptstadt Taipeh zu schützen und die Widerstandsfähigkeit der wichtigsten Infrastruktur im ganzen Land zu verbessern, wie das Verteidigungsministerium mitteilte.
Schießübungen auf Inseln vor Chinas Küste
Die Übungen begannen in der nördlichen Stadt Taoyuan außerhalb von Taipeh, wo sich der wichtigste internationale Flughafen des Landes befindet. Reservisten sammelten sich am Airport, um ihre Befehle entgegenzunehmen. Zivile Lieferwagen standen für den Transport von Nachschub bereits. Später soll zudem die Verteidigung des Hafens von Taipeh geübt werden. Schießübungen werden nur auf Taiwans vorgelagerten Inseln wie Kinmen und Matsu stattfinden, die direkt an der chinesischen Küste liegen.
Die militärischen Manöver sind verbunden mit Zivilschutzübungen, bei denen die Straßen in Taiwans Großstädten während eines simulierten chinesischen Raketenangriffs eine halbe Stunde lang evakuiert werden. Zu den Übungsszenarien gehört dem Verteidigungsministerium zufolge schließlich der Kampf gegen chinesische Streitkräfte bei ihrem Versuch, an Taiwans Westküste zu landen.
China betrachtet Taiwan als Teil seines Territoriums und will es dem Festland angliedern. Taiwan wird seit Jahrzehnten von einer demokratisch gewählten Regierung geführt. Präsident Lai Ching-te und seine Demokratische Fortschrittspartei gelten in Pekings Augen als Separatisten. Mehrfach drohte die Volksrepublik, die "Wiedervereinigung" auch mit militärischen Mitteln zu erzwingen. Um den Nachbarn einzuschüchtern, hält China immer wieder Militärmanöver in der Nähe Taiwans ab und hat diese Aktivitäten in jüngster Zeit noch verstärkt.
Einigung zwischen China und Philippinen
Die Volksrepublik und die Philippinen konnten unterdessen eine "vorläufige" Vereinbarung erzielen, um weitere Konfrontationen rund um ein umstrittenes Riff im Südchinesischen Meer zu vermeiden. Wie das philippinische Außenministerium mitteilte, wurde die Einigung nach einer Reihe von Konsultationen in Manila abgeschlossen.
Bei dem umstrittenen Riff handelt es sich um die sogenannte Second-Thomas-Untiefe etwa 200 Kilometer westlich der philippinischen Insel Palawan innerhalb der exklusiven Wirtschaftszone der Philippinen. Dort sind philippinische Truppen auf einem seit 1999 gestrandeten Schiff namens "BRP Sierra Madre" stationiert. Das Schiff markiert den territorialen Anspruch der Philippinen auf dieses Gebiet.
Zuvor war es während Versorgungsmissionen zur "BRP Sierra Madre" immer wieder zu Konfrontationen zwischen philippinischen und chinesischen Schiffen gekommen. Nun hieß es vom philippinischen Außenministerium, dass sich beide Seiten auf eine zeitweilige Vereinbarung über die Versorgung des Schiffes geeinigt hätten. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Von China lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Um das ressourcenreiche Gebiet weit verstreuter Riffe und Inseln westlich der Philippinen und weit südlich von China gibt es seit Jahrzehnten Streit zwischen Peking und Manila. Die patrouillierenden Küstenwachen der Länder halten dort regelmäßig gefährliche Manöver ab. Die Volksrepublik reklamiert praktisch das gesamte Südchinesische Meer für sich, was der Internationale Schiedsgerichtshof in Den Haag zurückgewiesen hat. Neben den Philippinen beanspruchen dort auch Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei Gebiete.
sti/kle (afp, dpa, rtr)