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Taliban: Wir greifen keine Helfer an

29. Oktober 2015

Die radikal-islamischen Kämpfer in Afghanistan wollen keine Menschen attackieren, die Erdbebenopfern helfen. Auch Mitarbeiter der Regierung sollen Schutz genießen. Die Lage in der Region wird derweil immer verzweifelter.

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Eine verletzte Frau wird in Jalalabad ins Hospital gebracht (Foto: Reuters/Parwiz)
Bild: Reuters/Parwiz

Nach dem schweren Erdbeben im Hindukusch mit rund 400 Toten haben die Taliban eine einseitige Waffenruhe für das Katastrophengebiet in Afghanistan erklärt. "Wir haben unsere Mudschaheddin angewiesen, niemanden anzugreifen, der versucht, den Opfern des Bebens zu helfen", sagte Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid. Das beinhalte ausdrücklich auch Mitarbeiter der Regierung. Mudschahid machte keine Angaben dazu, wie lange die einseitige Waffenruhe andauern und für welche Provinzen sie gelten solle. Der Chef der afghanischen Katastrophenschutzbehörde, Mohammad Aslam Sayyaf, sagte, er kenne die Ankündigung der Taliban nicht.

"Die Kinder werden die Kälte nicht überleben"

In der Erdbebenregion in Afghanistan und Pakistan warten frierende und hungrige Überlebende der Katastrophe zunehmend verzweifelt auf Hilfe. Die Vorräte würden knapp, sagte Mohammed Bahadur, ein örtlicher Behördenvertreter im nordpakistanischen Darosch. "Wir haben normalerweise eigene Vorräte, aber die haben wir bereits während der Überschwemmungen vor drei Monaten verbraucht." Etwa 2500 Häuser seien komplett zerstört worden. "Wie sollen wir den Bedarf decken mit nur 70 Zelten?", fragte Bahadur.

Erdbeben-Opfer in der pakistanischen Stadt Mingaora im Swattal (Foto: Reuters/H. Ali Bacha )
Erdbeben-Opfer in der pakistanischen Stadt Mingaora im SwattalBild: Reuters/H. Ali Bacha

Hunderte Kinder müssen die Nächte nach seinen Angaben nun unter freiem Himmel verbringen und sind Minusgraden schutzlos ausgeliefert. Angesichts des nahenden Winters sei dringend Hilfe nötig. "Der Winter kommt und bald wird hier überall Schnee liegen, die Kinder werden die Kälte nicht überleben", sagte auch ein Anwohner des Dorfes Usiak, das wie Darosch in der besonders schwer von dem Erdbeben getroffenen Provinz Khyber Pakhtunkwa liegt.

Rund 400 Tote, mehr als 2000 Verletzte

Das Beben der Stärke 7,5 hatte am Montag im Nordosten Afghanistans und im Norden Pakistans schwere Zerstörungen angerichtet. Die pakistanischen Behörden meldeten 272 Tote und mehr als 1800 Verletzte. In Afghanistan kamen mindestens 115 Menschen ums Leben, hunderte wurden verletzt. In beiden Ländern wurden mehr als 18.000 Gebäude zerstört oder beschädigt.

Viele der betroffenen Gebiete liegen in den Bergen und sind schwer zugänglich, durch Erdrutsche und zerstörte Straßen wurden einige Dörfer komplett von der Außenwelt abgeschnitten. Die pakistanische Armee setzte Militärhubschrauber ein, um die notleidenden Menschen aus der Luft zu versorgen, doch reichten die Kapazitäten bei weitem nicht.

sti/fab (dpa, afp, ape)