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Terror in Nigeria

Greta Hamann, Stefanie Duckstein3. Mai 2012

Anschläge auf eine Universität und ein Zeitungshaus, Drohungen gegen lokale und internationale Medien: Der Terror der Sekte Boko Haram dringt weiter in den öffentlichen Raum - und bekommt damit eine neue Dimension.

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Zeitungsgebäude "This day" (foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Shuaibu Usman Leman, Generalsekretär der nigerianischen Journalisten Union, will sich nicht einschüchtern lassen. Trotzdem ringt er um Fassung: "Wir sind alle sehr besorgt und sehr verstört über diese Entwicklung. Ich sehe die Anschläge als eine potenzielle Gefahr für die Medienlandschaft und die Demokratie in ganz Nigeria." Leman reagiert damit auf die jüngsten Drohungen der Sekte Boko Haram. Am Dienstag (02.05.2012) bekannte sich die Islamistengruppe in einem Video auf dem Onlineportal Youtube zu dem Anschlag auf die Redaktion der nigerianischen Zeitung "This Day" am 26.04.2012. Neun Menschen kamen dabei ums Leben. Weiteres beunruhigendes Detail in dem 18-minütigen Streifen: Auch nigerianischen und internationalen Medienhäusern wird gedroht,  zur Zielscheibe von Anschlägen zu werden.

Sektenführer Imam Abubakar Shekau (Foto:AP)
Sektenführer Imam Abubakar ShekauBild: AP

Auf die Frage der DW, wie die nigerianischen Medien auf die direkte Bedrohung reagieren, etwa mit einer Selbstzensur, winkt Leman ab. "Auf keinen Fall werden wir die Berichterstattung einstellen. Wir berichten weiter über Boko Haram, pflichtbewusst und mit einem Höchstmaß an Professionalität." Eine Nachrichtensperre würde niemandem helfen, so Leman weiter.

Terror im öffentlichen Raum

Behörden, Polizeistationen und christliche Kirchen waren bisher die Ziele. Jetzt richten sich die Anschläge gegen eine breitere Öffentlichkeit und nehmen zum Beispiel Bürogebäude und einen Universitätscampus ins Visier.  Erschreckend dabei: die Gleichzeitigkeit der Anschläge, ihre Häufigkeit und die Video-Dokumentation. Für Klaus Pähler, Büro-Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) in Nigerias Hauptstadt Abuja, ist hier eine ganz neue Qualität der Bedrohung zu erkennen. "Das ist eine beunruhigende Dichte von Übergriffen, die erschreckend effizient sind. Der Terrorismus in Nigeria hat sich im letzten Jahr ganz erheblich entwickelt. Vor allem die Technologie, die zum Einsatz kommt, ist sehr viel besser und damit für uns furchterregender geworden."

Opfer des Anschlags auf die Bayero Universität Kano (Foto:Reuters)
Anschlag auf die Bayero Universität KanoBild: REUTERS

Die nigerianische Regierung reagiert unterdessen kopflos. Sicherheitskräfte jagen einen Feind, der nur schwer zu fassen ist. Bei einer Razzia gegen mutmaßliche Kämpfer von Boko Haram im Norden Nigerias wird ein Mensch getötet. Bei der Durchsuchung eines mutmaßlichen Verstecks der Islamisten in der Stadt Kano sind nach Angaben der Sicherheitskräfte zudem drei Frauen und zwei Kinder festgenommen worden.

Sekte verfolgt mehr als religiöse Ziele

Für Klaus Pähler ist das ein Zeichen für eine weitere Eskalation der Situation. "Der Präsident und hohe Beamte haben vor kurzem gesagt, man hätte das Problem in drei Monaten gelöst." Doch seitdem sei die Zahl der Anschläge deutlich gestiegen, unterstreicht der KAS-Experte: "Im Moment sieht es nicht so aus, als wenn die nigerianischen Sicherheitskräfte Herr der Lage wären, wie sie das gerne behaupten."

Panzer vor der Bayero Universität Kano
Mit Panzern gegen die Unsicherheit: Militär vor der Bayero Universität KanoBild: Reuters

Nach Pähler handelt es sich nicht, wie in westlichen Medien häufig vereinfacht dargestellt, um einen rein religiösen Konflikt. Vielmehr ginge es um ethnische Auseinandersetzungen, um Zugänge zu Ressourcen, um Machtansprüche. Dabei werde die Religion gern als Motiv instrumentalisiert. "Natürlich werden auch Christen verfolgt und es werden Gottesdienste attackiert. Aber es geht weniger um eine religiös motivierte Auseinandersetzung, als um den Versuch, Konflikte zu schüren."