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Tiefe Gräben zwischen Russland und Türkei

Anne Allmeling26. November 2015

Zwei Wochen nach den Anschlägen in Paris bemüht sich Frankreichs Präsident Hollande um eine internationale Koalition gegen den IS. Doch der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei erschwert seine Mission.

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Moskau, Proteste vor türkischer Botschaft
Bild: Getty Images/AFP/K. Kudryavtsev

Frankreichs Präsident Francois Hollande lässt nichts unversucht. Nach seinen Treffen mit US-Präsident Barack Obama in Washington und mit Bundeskanzlerin Merkel in Paris reist er an diesem Donnerstag nach Moskau, um dort mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu sprechen. Hollandes Ziel: eine "große und einheitliche Koalition" gegen den selbst ernannten "Islamischen Staat".

Bereits am Montag hatte der französische Präsident den britischen Premierminister David Cameron in Paris empfangen. Cameron machte sich im Elysée-Palast für Luftangriffe seines Landes gegen den IS in Syrien stark. Noch ist allerdings nicht klar, ob er das Parlament in London von seinen Plänen überzeugen kann.

Unterstützung aus den USA

Francois Hollande und Barack Obama (Foto: Reuters)
Hollande zu Besuch bei ObamaBild: Reuters/C. Barria

Auch aus Washington erhielt Hollande verbale Rückendeckung. Die USA stünden nach den Pariser Terrorattacken in "totaler Solidarität" zu dem Verbündeten Frankreich, sagte Obama nach dem Treffen im Weißen Haus. Im Kampf gegen den IS schließen die Vereinigten Staaten selbst eine verstärkte militärische Zusammenarbeit mit Russland nicht aus - allerdings unter einer Bedingung: Moskau muss einen politischen Wandel in Damaskus unterstützen. Und damit rücken Hollandes Pläne einer großen Koalition in weite Ferne.

Denn die USA fordern weiterhin die Entmachtung von Baschar al-Assad, während Russland als wichtiger Verbündeter des syrischen Präsidenten gilt. Zwar hat die russische Luftwaffe ihre Angriffe auf IS-Stellungen ausgeweitet, seit klar ist, dass der Absturz einer Passagiermaschine über dem ägyptischen Sinai Ende Oktober auf einen Terroranschlag zurückzuführen ist. Doch welches Spiel Putin in Syrien spielt und inwieweit er mit dem Westen kooperieren will, ist alles andere als eindeutig.

Unterschiedliche Darstellungen

Der Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei am Dienstag macht Hollandes Mission nicht einfacher. Denn Moskau wertet den Vorfall im türkisch-syrischen Grenzgebiet als "geplante Provokation". Der Flieger habe für die Türkei keine Gefahr dargestellt und sei über syrischem Boden abgeschossen worden, erklärte die russische Regierung. In der russischen Hauptstadt versammelten sich aufgebrachte Demonstranten vor der türkischen Botschaft (Artikelbild oben) und schlugen vor den Augen der russischen Polizei Fenster ein. Die Türkei dagegen betont, der Bomber vom Typ Suchoi Su-24 sei beschossen worden, weil er den türkischen Flugraum verletzt habe.

Ein Vorfall, der Markus Kaim zufolge die mangelnde Koordination im Luftraum über Syrien illustriert. "Es gibt zwar eine Übereinkunft zwischen den USA und Russland über ein gewisses Protokoll, das die Abstände zwischen den Maschinen und Notfallfrequenzen betrifft, aber das ist rein bilateral", erklärt der Experte für Sicherheitspolitik von der Stiftung Wissenschaft und Politik gegenüber tagesschau.de. "Aber das betrifft nur die USA und Russland, andere Länder sind davon unbenommen."

Russland Kampfjet (Foto: UPI)
Der Abschuss eines russischen Kampfjets belastet die Beziehungen zwischen Russland und der TürkeiBild: picture alliance/landov

Unwahrscheinliche Allianz

Nach den Anschlägen von Paris hatten Frankreich und Russland bereits eine militärische "Koordination" in Syrien angekündigt. Im Kampf gegen den IS scheint Russland auch weiterhin zu einem gemeinsamen Militärkommando mit den USA, Frankreich und eventuell sogar der Türkei bereit zu sein. Denn Putin verfolgt in Syrien auch das Ziel, seine internationale Isolation aufzubrechen und Russlands Status als Großmacht zu unterstreichen.

Dennoch kündigte Moskau als Reaktion auf den Abschuss des Kampfjets an, ein modernes Flugabwehrsystem auf seinem Fliegerhorst in der syrischen Provinz Latakia zu stationieren, das Flugzeuge auf große Distanz abschießen kann. Das macht eine internationale Koordination der Luftangriffe, wie sie Präsident Hollande fordert, nicht gerade wahrscheinlicher.