Tote bei Schießerei in Rio
11. Oktober 2016Bei einer Schießerei zwischen mutmaßlichen Drogenhändlern und der Polizei in einem Armenviertel der brasilianischen Metropole Rio de Janeiro sind mindestens drei Menschen getötet worden. Der Schusswechsel führte zu Panik bei den Bewohnern der Favela Pavão-Pavãozinho.
Zwei der mutmaßlichen Drogendealer seien im Krankenhaus an ihren Schussverletzungen gestorben, ein dritter von einem die Favela überragenden Felsen gestürzt, teilte die brasilianische Militärpolizei mit. Die Einsatzkräfte beschlagnahmten acht Kilogramm Kokain sowie ein Sturmgewehr und eine Pistole. Acht Verdächtige wurden festgenommen.
Angriff auf Polizeistation
Auslöser der mehrere Stunden dauernden Schießerei war laut Angaben der Sicherheitskräfte der Angriff einer Drogenbande auf das Gebäude der sogenannten Befriedungspolizei UPP (Unidade de Polícia Pacificadora). Vor der Fußball-WM 2014 und den Olympischen Spielen im vergangenen Sommer hatte die Regierung versucht, die Gewalt in den Favelas durch die Stationierung von UPP-Einheiten einzudämmen.
Das anfangs recht erfolgreiche Konzept geriet bald in die Kritik, da die polizeiliche Präsenz nicht von Infrastrukturmaßnahmen und sozialer Unterstützung begleitet wurde. Zudem gab es immer neue Berichte über Übergriffe und Morde seitens der UPP-Polizisten.
Favela mit Meerblick
Die Favela mit ihren 10.000 Einwohnern liegt auf einem Bergrücken oberhalb der berühmten Standviertel von Rio, Ipanema und Copacabana. Pavão-Pavãozinho gilt eigentlich als sicher. Es gibt sogar Führungen für Touristen. Von der Favela aus hat man einen wunderschönen Blick über Rio auf die Strände und das Meer.
Zu den Einwohnern der Favela gehört auch der frühere rechtspopulistische Politiker Ronald Schill aus Hamburg. In einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zeigte er sich überrascht von dem Polizeieinsatz in Pavão-Pavãozinho. Er habe gedacht, dass sich die Polizei im Kampf gegen Drogenhändler nach Olympia auf den Norden von Stadt konzentrieren werde, wo die meisten Drogenbanden ihre Bastionen hätten, sagte Schill.
Star des Privatfernsehens
Der 57-Jährige war von 2001 bis 2003 Innensenator in Hamburg, nachdem seine rechtsgerichtete Partei "Rechtsstaatliche Offensive" bei der Bürgerschaftswahl fast 20 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. Nach Affären und Eklats wurde Schill 2003 von Bürgermeister Ole von Beust (CDU) entlassen. Der "Wahl-Brasilianer" ist in Deutschland weiter als sogenannter C-Promi in TV-Shows des Privatfernsehens präsent. Jüngst war Schill in der Südsee-Nackt-Show "Adam und Eva" zu sehen.
wl/qu (afp, epd, dpa)