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Politik

Trauer um Sylke Tempel

6. Oktober 2017

Trauer um eine außergewöhnliche Wissenschaftlerin und Journalistin: Sylke Tempel ist tot. Sie kam am Donnerstag bei einem Unfall ums Leben. Tempel war oft in Sendungen der DW zu Gast.

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Deutschland | Journalistin Sylke Tempel tödlich verunglückt
Bild: picture-alliance/Eventpress

Sylke Tempel war Chefredakteurin der Zeitschrift "Internationale Politik" und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP). In einer Würdigung der DGAP heißt es: "Frau Dr. Tempel war eine außergewöhnliche Persönlichkeit in der außenpolitischen Debatte Deutschlands und weit darüber hinaus."

Tempel war eine der scharfsinnigsten Politikexpertinnen der Bundesrepublik. Sie war eine überzeugte und begeisterte Transatlantikerin und immer auf der Seite Israels. In der Würdigung der DGAP heißt es weiter: "Sie trug wesentlich zum Verständnis der deutschen Außenpolitik auch im Ausland bei."

Tempels Fachwissen auch bei der DW gefragt

Diese Expertise machte sie zu einer gefragten Expertin in den Programmen der Deutschen Welle. Viele Mitarbeiter der DW kannten sie als couragierte Politikexpertin, die in englischen und deutschen Nachrichtensendungen immer wieder mit ihrem Fachwissen brillierte. Auch in der DW-Politik-Talk-Sendung "Quadriga" war Sylke Tempel wiederholt Gast. "Quadriga"-Moderator Peter Craven trauert um eine Frau, die "für mich als Gastgeber immer in der Lage war, kleinste Details zu erläutern und dabei das Gesamtbild nicht zu vernachlässigen". DW-Moderatorin Christina Gerhäusser erinnert sich: "Wenn ich an Sylke Tempel denke, denke ich an Klarheit, Klugheit und Humor." Viele DW-Kolleginnen und Kollegen trauern um eine Frau, die stets couragiert ihre Meinung vertreten hat und dabei immer für andere Standpunkte offen war.

Außenminister Sigmar Gabriel (SPD) lobte Tempels Diskussionsbeiträge sowie ihre Fein- und Scharfsinnigkeit.

Sylke Tempel wurde in Bayreuth geboren, studierte Politische Wissenschaften und Judaistik an der Universität München. Als Stipendiatin forschte sie 1989 bis 1991 in New York. Sie promovierte an der Universität der Bundeswehr, war wissenschaftliche Mitarbeiterin des Historikers Michael Wolffsohn, der ebenfalls häufig Talkshow-Gast ist.

Wanderin zwischen Journalismus und Wissenschaft

Sylke Tempel: Die EU und der Ukraine-Konflikt

Tempel ging dann als Nahostkorrespondentin nach Israel. Sie schrieb über den Oslo-Friedensprozess und die Intifada aus Israel und den palästinensischen Gebieten. Sie arbeitete für die "Jüdische Allgemeine", das österreichische Magazin "Profil" und den Berliner "Tagesspiegel". Durch ihre Journalistentätigkeit, gepaart mit ihrem wissenschaftlichen Hintergrund, war sie immer eine glaubwürdige Instanz. Tempel war auch Buchautorin, verfasste mehrere Jugend- und Erwachsenenbücher. Und sie war eine engagierte Kämpferin für die Rechte der Frauen. Seit 2014 war Sylke Tempel Vorsitzende der deutschen Sektion von "Women in International Security".

Eine Unerschrockene wurde aus dem Leben gerissen

Sylke Tempel wurde 54 Jahre alt. Am Donnerstag (05. Oktober 2017) war sie während des Sturms "Xavier" aus ihrem Auto ausgestiegen, um ein Hindernis aus dem Weg zu räumen. Dabei wurde sie von einem umstürzenden Baum getroffen. In der Würdigung der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik heißt es über Sylke Tempel: "Sie war eine warmherzige und humorvolle, offene und engagierte Wegbegleiterin, die wir sehr vermissen werden."

Volker Witting
Volker Witting Politischer Korrespondent für DW-TV und Online