Triumphaler Sieg
27. Januar 2008Nach einem von großer Härte geprägten Wahlkampf hat US-Senator Barack Obama im Bundesstaat South Carolina einen überraschend klaren Sieg über seine Konkurrentin Hillary Clinton errungen. Bei der Vorwahl der Demokraten stimmten am Samstag (26.01.2008) 55,4 Prozent für Obama und 26,5 Prozent für Clinton. Weiter auf die Verliererbahn geriet Exsenator John Edwards, der auch in seinem Geburtsstaat keine neuen Impulse setzen konnte und sich mit 18 Prozent begnügen musste. Alle weiteren Bewerber blieben unter einem Prozent.
Der Kampf geht weiter
Die Bewerber setzten ihren Wahlkampf umgehend in anderen Bundesstaaten fort. Die Entscheidung im Kandidatenrennen soll nun am 5. Februar fallen, wenn in mehr als 20 Staaten abgestimmt wird. Obama wertete seinen nach Iowa zweiten Sieg gegen Clinton als Beleg für die Wechselstimmung im Land: "Es gibt Unterschiede zwischen den Kandidaten", sagte er auf einer Siegeskundgebung in South Carolinas Hauptstadt Columbia. "Wir wollen nicht nur einen Parteiwechsel im Weißen Haus, wir wollen einen fundamentalen Wechsel des Status quo in Washington."
Clinton räumte ihre Niederlage ein. "Ich habe Senator Obama angerufen und ihm gratuliert", erklärte sie. Demoskopen zufolge verdankte Obama seinen Sieg dem großen Zuspruch der Afroamerikaner, die etwa die Hälfte der Wählerschaft stellten. Ihre Aufmerksamkeit gelte nun den "Millionen von Amerikanern", die am "Super Tuesday", dem 5. Februar, votieren werden, sagte Clinton. In Erwartung der Niederlage hatte sie South Carolina bereits vor dem Wahlabend verlassen.
"Alte Tricks"
Ohne seine Gegnerin beim Namen zu nennen, ging Obama auf die scharfen Angriffe ein, denen er sich im Wahlkampf ausgesetzt sah. "Die Kräfte des Status quo schlagen mit allen Mitteln zurück, mit all den alten Tricks, die uns spalten sollen", rief er. Die Tricks zielten bisweilen auch unter die Gürtellinie: Hillary Clinton etwa warf Obama in einer TV-Debatte vor, er habe als junger Abgeordneter nicht genug gegen Sex-Shops in der Nähe von Schulen getan.
Welche Wunden der aggressive Wahlkampfstil der Clintons hinterlassen hat, zeigt sich auf Obamas Siegeskundgebung in Columbia. Als auf der Großbildleinwand kurz Bilder von Bill Clinton zu sehen sind, buhte das Publikum spontan. Vor Wochen wäre das undenkbar gewesen: Bill Clinton ist eine Ikone der Partei, als einziger Demokrat nach dem Zweiten Weltkrieg gewann er zwei Präsidentschaftswahlen. Doch in seiner neuen Rolle als Wadenbeißer, der stellvertretend für seine Frau Hillary den Gegenkandidaten Obama angreift, hat Bill Clinton einen Teil seines Ansehens verspielt.
"Es geht nicht um Schwarz gegen Weiß"
Nicht nur die Obama-Anhänger, auch die Wähler insgesamt sehen die Schuld für den brutalen Wahlkampf auf Seiten Clintons und ihres Mannes: In einer Umfrage des Senders CBS gaben 70 Prozent an, die Clintons hätten Obama unfair behandelt. Erstmals in diesem Wahlkampf war in South Carolina auch die Hautfarbe des Kandidaten Obama zu einem Thema geworden. In seiner Siegesansprache rief Obama zur Einheit auf: "Es geht nicht um Mann gegen Frau, um Schwarz gegen Weiß, es geht um Vergangenheit gegen Zukunft."
Wahlanalysen zeigten allerdings ein deutlich entlang ethnischer Linien getrenntes Abstimmungsverhalten: Einer CNN-Erhebung zufolge erhielt Obama die Stimmen von 81 Prozent der Afroamerikaner, aber nur von 24 Prozent der Weißen. Für Clinton stimmten nur 17 Prozent der Afroamerikaner, aber 36 Prozent der Weißen. Mit 39 Prozent lag bei den Weißen Ex-Senator Edwards vorne, der trotz seines enttäuschenden Abschneidens im Rennen bleiben möchte. Edwards ist in South Carolina geboren, im Wahlkampf 2004 hatte er die Vorwahl in dem Staat gewonnen.
Entscheidung am "Super Tuesday"
Die diesjährige Kandidatenkür der Demokraten hat sich de facto auf einen Zweikampf zwischen Clinton und Obama verengt, in dem es nun unentschieden steht. Obama hatte Anfang des Monats die Vorwahl in Iowa gewonnen. Bei den Vorwahlen in New Hampshire und Nevada hatte sich Clinton durchgesetzt. Bei der Vorwahl in South Carolina wurden die 54 Delegierten bestimmt, die der Staat zum Parteitag im August entsenden darf, wenn die Partei ihren Kandidaten für die Präsidentschaft nominiert. Insgesamt stimmen 4049 Delegierte ab.
Eine mögliche Vorentscheidung wird am 5. Februar erwartet: An diesem "Super Tuesday" stehen bei den Demokraten Vorwahlen und Wählerversammlungen in 23 Staaten an - von New York im Osten bis Kalifornien und Alaska im Westen sind mehr als 1600 Delegiertenstimmen zu vergeben. (stu)