Syrische Armee feuert weiter auf Ost-Ghuta
25. Februar 2018Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London berichtet, haben Regierungstruppen die Rebellenhochburg Ost-Ghuta erneut bombardiert. Die Luftwaffe habe am Morgen zwei Angriffe auf das Gebiet am Rande der Hauptstadt Damaskus geflogen. Demnach gab es aber keine Toten oder Verletzten. Auch insgesamt sei die Lage ruhiger geworden, so ein Sprecher der Beobachtungsstelle.
Erst in der Nacht hatte der UN-Sicherheitsrat per Resolution eine mindestens 30 Tage andauernde Feuerpause für das Bürgerkriegsland Syrien gefordert. Nach anfänglichem Widerstand Russlands stimmten die 15 Mitgliedsländer in New York geschlossen dafür. Die Resolution enthält allerdings keine völkerrechtlich bindenden Druckmittel zur Durchsetzung der Waffenruhe.
Durch die Feuerpause sollten unter anderem Hilfslieferungen und medizinische Unterstützung ermöglicht werden. Bisherige Versuche, sich auf einen von Schweden und Kuwait eingebrachten Entwurf zu einigen, waren am Widerstand Russlands gescheitert. Die Vetomacht ist der wichtigste Verbündete des syrischen Machthabers Baschar al-Assad.
Eine der schlimmsten Angriffswellen
Vor dem erneuten Anlauf des höchsten UN-Gremiums hatten Regierungskräfte die schweren Angriffe auf das belagerte Gebiet Ost-Ghuta fortgesetzt. Bei einer Reihe von Luftangriffen und Einschlägen von mindestens 140 Raketen in der Region seien wenigstens 32 Zivilisten getötet worden, berichtet die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das Gebiet nahe Damaskus erlebte die schlimmste Angriffswelle seit Beginn des Bürgerkriegs vor fast sieben Jahren. Binnen einer Woche wurden etwa 500 Zivilisten getötet, darunter mehr als 100 Kinder, wie die Beobachtungsstelle weiter meldete. Über 2200 Menschen seien verletzt worden.
In seinem sonntäglichen Mittagsgebet forderte Papst Franziskus ein sofortiges Ende der Gewalt in Syrien. "Schmerzerfüllt appelliere ich, sofort die Gewalt zu stoppen, um humanitäre Hilfe zu ermöglichen", sagte das katholische Kirchenoberhaupt auf dem Petersplatz in Rom. Die Menschen in Ost-Ghuta brauchten Nahrung und medizinische Hilfe, Kranke und Verletzte müssten in Sicherheit gebracht werden.
Dieser Februar sei einer der gewalttätigsten Monate im mittlerweile sieben Jahre andauernden Syrien-Krieg, so der Papst. Kinder, Frauen und Alte würden wahllos getötet, Krankenhäuser bombardiert. "Das ist unmenschlich. Man kann das Böse nicht mit dem Bösen bekämpfen", mahnte Franziskus.
Die Vereinten Nationen pochen schon lange auf eine Waffenruhe für Ost-Ghuta, um den rund 400.000 dort eingeschlossenen Menschen dringend benötigte Lebensmittel bringen zu können. Syriens Regierungstruppen belagern das Rebellengebiet seit 2013 - die humanitäre Situation ist Helfern zufolge dramatisch. Die Menschen suchten in Kellern Schutz vor den Bomben. Der Organisation Ärzte ohne Grenzen zufolge wurden mehrere Krankenhäuser angegriffen und ganz oder teilweise zerstört.
Die verschiedenen Rebellengruppen in Ost-Ghuta werden von Islamisten dominiert. Der Abzug von etwa 600 Kämpfern eines Ablegers des Terrornetzwerkes Al-Kaida aus dem Gebiet wurde der Beobachtungsstelle zufolge von russischer Seite abgelehnt. Die syrische Opposition wirft Moskau vor, die Extremisten als Vorwand für Angriffe auf die Region zu nutzen.
fab/ml/jj (dpa, afp, kna)