Truss: "Suche nach MH370 geht wie bisher weiter"
7. August 2015DW: Warum sind die australischen Behörden nach wie vor davon überzeugt, dass der südliche Teil des Indischen Ozeans der wahrscheinlichste Ort ist, um das vermisste Flugzeug zu finden, obwohl bisher kein einziges Teilstück dort entdeckt wurde?
Warren Truss: Die von uns definierten Suchgebiete basieren auf sorgfältigster Analyse der Satelliten- und Flugdaten. Diese Methoden wurden mit denen anderer Flüge und anderer Baureihen von Flugzeugen abgeglichen und haben sich als zuverlässig erwiesen.
Um das Suchgebiet zu definieren, wurden unzählige Experten befragt. Aufgrund der lückenhaften Daten konnten wir die Flugroute von MH370 nicht genauer eingrenzen als in dem jetzt von uns angegebenen Gebiet. Die Suche unter Wasser erstreckt sich über eine Fläche von 120.000 Quadratkilometern. Die Hälfte davon wurde bereits abgesucht. Vor uns liegt aber noch ein ebenso großes Areal.
Welche Hinweise können die Ermittler aus den Meeresorganismen auf dem Wrackteil gewinnen, das jetzt auf der Insel La Réunion gefunden wurde?
Diese Antwort müssen die Meeresbiologen geben. Sie können uns nach der Untersuchung der Meeresorganismen sagen, wie lange das Wrackteil schon im Meer liegt und wo es ursprünglich gelegen hat.
Malaysia ist offiziell für die Untersuchung zuständig, mit Unterstützung von Behörden aus den USA, Frankreich und Australien. Der malaysische Premierminister Najib Razak hatte schon bestätigt, dass das auf der La Réunion gefundene Teil zu MH370 gehört. Allerdings gab es bisher noch keine Bestätigung durch die Experten. Das hat zu Verwirrungen und Verärgerung bei den Angehörigen geführt. Wie erklären Sie das?
Auch wenn einzelne Personen das verschieden ausdrücken, gibt es doch eine breite Übereinstimmung, dass das Querruder höchstwahrscheinlich von MH370 stammt.
Wird sich etwas an der Suche ändern, wenn die internationalen Ermittler bestätigen, dass das Wrackteil vom Flug MH370 stammt?
Die endgültige Bestätigung würde die Suche, wenn überhaupt, nur wenig beeinflussen. Das Australian Transport Safety Bureau (Das australische Amt für Transportsicherheit, ATSB) hat die Suchparameter aufgrund der Annahme, dass das Querruder von MH 370 stammt, noch einmal überprüft. Die Analyse der Meeresströmungen durch die Nationale Akademie der Wissenschaften Australiens (CSIRO) zeigt, dass es durchaus möglich ist, dass Teile in den aktuell von uns gesuchten Gebieten von der Strömung im Indischen Ozean bis auf die Insel La Réunion oder zu anderen Orten getrieben werden. Ohne neue Informationen sehen wir keinen Anlass, das Suchgebiet anzupassen. Australien ist zuversichtlich, dass wir in den richtigen Gewässern suchen.
Was würden Sie den Familienangehörigen der Passagiere gerne sagen in Bezug auf den Fund und die abgegebenen Stellungnahmen im Zusammenhang mit dem vermissten Flugzeug?
Der Fund der Flügelklappe stimmt mit den Gebieten überein, wo wir aktuell suchen. Die Familienangehörigen können versichert sein, dass wir uns weiterhin verpflichten, alle Anstrengungen zu unternehmen, in den von uns definierten Gebieten gründlich und mit den richtigen Methoden zu suchen.
Von welchem Zeitraum sprechen wir hier?
Bei einem Ministertreffen zwischen Australien, Malaysia und China am 16. April 2015 in Kuala Lumpur wurde vereinbart, dass die Suche um weitere 60.000 Quadratkilometer erweitert wird, falls das Flugzeug nicht in den anfangs festgelegten 60.000 Quadratkilometern gefunden werden sollte. Die gesamte Suchfläche beträgt momentan 120.000 Quadratkilometer, was nach Experteneinschätzung den Ort des Absturzes abdeckt.
Nun hat die erweiterte Suche begonnen. Es wird angenommen, dass die Suche ein weiteres Jahr dauern wird angesichts der ungünstigen Witterungsbedingungen in den Wintermonaten.
Warren Truss ist Vize-Premierminister von Australien und Minister für Infrastruktur und regionale Entwicklung.
Das Interview wurde geführt von Gabriel Dominguez.