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Tödliche Monsunfluten in Indien

Sandra Petersmann24. Juni 2013

Schlechtes Wetter behindert die Rettungsarbeiten nach den verheerenden Überschwemmungen im Norden Indiens. Die Streitkräfte nutzen jede Chance, um Menschen mit Helikoptern aus dem Katastrophengebiet auszufliegen.

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Rettungsaktion von Flutopfern (Foto:AFP)
Überschwemmungen IndienBild: Getty Images/Afp/Manan Vatsyayana

Es ist die größte Rettungsaktion in der Geschichte der indischen Armee. Die Helikopter sind in der Luft, wann immer es das Wetter zulässt. Doch für viele Opfer kommt jede Hilfe zu spät. "Als sie uns erreichten, waren mein Sohn und meine Schwägerin schon tot", berichtet ein Mann mit tränenerstickter Stimme. "Sie waren entkräftet und sind verdurstet. Wir hatten seit Tagen kein Wasser und nichts zu essen. Wir sind in den Bergen umhergeirrt. Wir haben mit unserer Kleidung gewunken, um auf uns aufmerksam zu machen."

Am Ufer eines reißenden Stroms sammeln sich Menschen in der Hoffnung, von Hubschraubern ausgeflogen zu werden (Foto: Reuters)
Soldaten helfen Überlebenden der Flut, in einen Hubschrauber zu steigenBild: Reuters/Danish Siddiqui

Weitere Regengüsse

Das Wetteramt hat weiterhin dicke Wolken und neue, schwere Regengüsse vorhergesagt. Nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen. Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, wie dieser Pilot bestätigt: "Wir sind hier, aber das Wetter verhindert, dass wir aufsteigen. Die Helikopter sind einsatzbereit, wir sind einsatzbereit, die Hilfslieferungen sind einsatzbereit, aber wir können nichts machen."

Mehrere zehntausend Menschen sind in den vergangenen Tagen aus dem Katastrophengebiet ausgeflogen worden. Allein am Sonntag (23.06.2013) waren es nach offiziellen Angaben 12.000. Doch in der ansonsten so malerischen Bergwelt Nordindiens warten noch immer viele Verzweifelte auf Hilfe. Die verheerenden, frühen Monsunfluten vom 15. und 16. Juni haben Straßen, Brücken, Häuser und heilige Stätten weggerissen. Der besonders schwer betroffene nordindische Bundesstaat Uttarakhand ist berühmt für seine Tempel und Schreine. Der heiße Monat Juni, wenn Schulferien sind, ist eine Hochsaison für Pilger. Viele waren auf Pilgerpfaden unterwegs, als das Wasser wie eine Sturzflut über sie herfiel.

Ein Soldat hilft Menschen an einem steilen Berg, aus dem Flutgebiet zu enkommen (Foto: Reuters)
Die Rettung der Menschen ist schwierig in der unwegsamen GebirgslandschaftBild: Reuters

Dramatische Opferzahlen

Seitdem haben Schlammlawinen und Erdrutsche ganze Täler und Bergdörfer von der Außenwelt abgeschnitten. Das macht es für die Rettungskräfte so schwierig, sich einen Überblick zu verschaffen. Schon seit Tagen bereiten die Verantwortlichen die Öffentlichkeit darauf vor, dass die Opferzahl dramatisch steigen könnte. Es könnten 1000 Opfer und vielleicht auch mehr sein, sagte der Regierungschef von Uttarakhand am Wochenende. "Wir können keine präzisen Zahlen nennen", fügte er angesichts der gewaltigen Zerstörung hinzu.

Der Monsun hat in Nordindien in diesem Jahr unerwartet früh und unerwartet heftig eingesetzt. Die Wassermassen ließen die Flüsse Ganges und Yamuna binnen kürzester Zeit anschwellen. Das Wasser schoss peitschend durch Bergdörfer und enge Täler. Die Regenzeit zwischen Juni und September ist Segen und Fluch zugleich. Die Menschen sehnen ihn herbei, weil er die Hitze lindert und der Pulsschlag der Landwirtschaft ist. Doch das wertvolle Wasser tötet jedes Jahr hunderte Menschen.