Türkei weitet Offensive in Syrien aus
25. März 2018Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan betonte bei einem Besuch in der Schwarzmeerstadt Trabzon: "So Gott will, werden wir in kurzer Zeit auch Tell Rifat unter Kontrolle bringen und das Ziel dieses Einsatzes erreichen."
Seit dem 20. Januar geht die Türkei mit dem Militäreinsatz "Olivenzweig" gegen die YPG, den militärischen Arm der Kurdenpartei PYD, in Nordwestsyrien vor. Sie betrachtet die Kurdenmiliz ebenso wie die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK in der Türkei als Terrororganisation.
Das türkische Militär hatte am Samstag nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu die vollständige Einnahme der Region Afrin verkündet. Erdogan sagte, die Türkei habe mit dem Militäreinsatz einen "Terrorkorridor" an ihrer Grenze verhindert. Die Stadt Afrin war bereits am vergangenen Sonntag von der türkischen Armee erobert worden.
Türkei will kurdisches Einflussgebiet verhindern
Afrin ist eine von drei kurdischen Kantonen in Nordsyrien an der Grenze zur Türkei. Die türkische Regierung will mit der Militäraktion verhindern, dass sich ein zusammenhängendes kurdisches Einflussgebiet vom Irak über Syrien bildet. Die Türkei teilt eine 911 Kilometer lange Grenze mit Syrien. Auf mehr als zwei Drittel davon steht auf der syrischen Seite die YPG.
Bereits 2016 hatte die PYD eine "föderale Region" in Nordsyrien ausgerufen mit den drei Kantonen Afrin, Dschasira und Euphrat. Ende 2016 verkündete sie eine eigene Verfassung und hielt im Herbst 2017 zudem Kommunalwahlen ab. Damaskus kritisierte die Wahl als Farce und warf der PYD vor, das Land teilen zu wollen. Auch die Türkei war alarmiert über die Autonomiebestrebungen der Kurden an ihrer Südgrenze.
Menschenrechtler: EU soll Abzug der Türkei aus Afrin fordern
Menschenrechtler haben an die Europäische Union appelliert, bei ihrem bevorstehenden Gipfeltreffen mit der Türkei am Montag im
bulgarischen Warna den sofortigen Abzug der türkischen Soldaten und ihrer Verbündeten aus Afrin in Syrisch-Kurdistan zu fordern. Die türkische Invasion habe eine Massenflucht von mehr als 170.000 Menschen ausgelöst und eine weitere Destabilisierung der Region verursacht, sagte der Direktor der Gesellschaft für bedrohte Völker, Ulrich Delius.
Delius forderte mehr Rechte für religiöse und ethnische Minderheiten in der Türkei. Christen, Jesiden und Aleviten müsse umfassende Glaubensfreiheit garantiert werden. Allerdings seien diese Reformen kaum vorstellbar, solange die Türkei noch immer weltweit das größte Gefängnis für inhaftierte Journalisten, Bürgermeister, Parlamentarier, Schriftsteller und Wissenschaftler ist, sagte Delius. Jede Vertiefung der Zusammenarbeit mit der Türkei setze voraus, dass die vielen politischen Gefangenen freigelassen und demokratische Grundrechte respektiert würden.
hf/kle (rtr, afp, dpa)