Nach 260 Tagen Hungerstreik wieder frei
2. Dezember 2017Anfang der Woche noch hatte das Gericht eine Freilassung der türkischen Wissenschaftlerin Nuriye Gülmen abgelehnt. Weil sie seit inzwischen 260 Tagen die Nahrungsaufnahme verweigert, befindet sich Gülmen seit September im Krankenhaus auf der Intensivstation.
Mehr als sechs Jahre Haft
Nach Angaben ihres Anwalts befand das Gericht in Ankara am Freitag die Literaturdozentin der Mitgliedschaft in einer verbotenen linksextremen Gruppierung schuldig. Demnach wurde die 35-Jährige zu sechs Jahren und drei Monaten Haft verurteilt. Das Urteil wurde jedoch sofort ausgesetzt und Gülmen kam unter Auflagen frei. Der mit ihr inhaftierte Lehrer Semih Özakca, der sich ebenfalls im Hungerstreik befand, war bereits Mitte Oktober auf freien Fuß gesetzt worden.
Protest gegen Massenentlassungen
Gülmen und Özakca sind in der Türkei zum Symbol des Protests gegen die Massenentlassungen nach dem gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 geworden. Seitdem verloren mehr als 140.000 Staatsangestellte ihren Job. Die Dozentin und der Lehrer hatten zunächst über Monate auf einem Platz in Ankara gegen ihre Entlassung protestiert, bevor sie am 09. März in den Hungerstreik traten.
Im Mai nahm die Justiz sie unter dem Vorwurf in Haft, zur verbotenen DHKP-C zu gehören. Die linksextreme Gruppierung ist auch in Deutschland verboten. Gülmen und Özakca weisen die Vorwürfe zurück und werfen der Justiz vor, sie durch das Verfahren zum Schweigen bringen zu wollen.
fab/haz (dpa, afp)