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PolitikUkraine

Ukraine Aktuell: Selenskyj schließt Europareise in London ab

15. Mai 2023

Nach Besuchen in Rom, Berlin und Paris war der ukrainische Präsident zuletzt in Großbritannien. London will weitere Waffen liefern. Inzwischen ist Wolodymyr Selenskyj wieder nach Kiew zurückgekehrt. Der Überblick.

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Wolodymyr Selenskyj und Rishi Sunak
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj trifft in Großbritannien Premier Rishi SunakBild: Carl Court/Getty Images

 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Selenskyj nach Europareise wieder in der Ukraine
  • Großbritannien sagt weitere Waffenlieferungen zu
  • Ukrainisches Militär meldet Vorstoß bei umkämpfter Stadt Bachmut
  • Zeitungsbericht: Chef der russischen Söldnergruppe "Wagner" plante Verrat
  • Südafrikanische Militärs erörtern in Russland militärische Zusammenarbeit 

 

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist nach einer Tour durch vier europäische Staaten wieder in die Ukraine zurückgekehrt. "Wir kehren mit neuen Verteidigungspaketen nach Hause zurück: mehr Munition, stärkere Waffen für die Front, mehr Schutz für unsere Leute, mehr politische Unterstützung", fasste der 45-Jährige die Reise in einem im Zug aufgezeichneten Video zusammen. Bei allen Gesprächen in Italien, Deutschland, Frankreich und Großbritannien sei seine Friedensformel über einen kompletten Abzug der russischen Truppen vom Staatsgebiet der Ukraine besprochen worden. Es gebe nun mehr Unterstützung für einen EU-Beitritt des Landes, sagte Selenskyj. "Es gibt mehr Verständnis für einen NATO-Beitritt, er wird kommen, er ist unvermeidlich."

Zuletzt hatte der ukrainische Staatschef London besucht. Bei seinem Besuch dort würdigte Selenskyj die "wichtige und leistungsstarke" Militärhilfe aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Er sei mit den während einer Europareise erzielten Vereinbarungen zufrieden, sagte er in Großbritannien, wo er mit dem britischen Premierminister Rishi Sunak zusammentraf. Die Bitte nach einer Lieferung von Kampfjets lehnt die Regierung in London bisher ab, bietet aber eine Ausbildung ukrainischer Piloten an.

Neue Waffen von Großbritannien an die Ukraine

Wie die Regierung in London anlässlich des aktuellen Besuchs des ukrainischen Präsidenten mitteilte, weitet Großbritannien seine militärische Unterstützung für die Ukraine erneut deutlich aus. Zu einem neuen Paket gehören demnach Hunderte Flugabwehrraketen sowie Hunderte Kampfdrohnen mit einer Reichweite von mehr als 200 Kilometern. Damit könnten die unbemannten Flugkörper auch Ziele auf der von Russland annektierten ukrainischen Schwarzmeerhalbinsel Krim erreichen. Die neue militärische Unterstützung werde "in den kommenden Monaten geliefert, während sich die Ukraine darauf vorbereitet, ihren Widerstand gegen die anhaltende russische Invasion zu verstärken", hieß es in einer Erklärung des Regierungssitzes Downing Street.

Russland hält die aufgestockte britische Militärhilfe für die Ukraine nach eigenen Angaben für bedeutungslos für den Ausgang des Krieges. Die Entscheidung Großbritanniens, Langstrecken-Marschflugkörper des Typs "Storm Shadow" und andere militärische Ausrüstung an die Ukraine zu liefern, sei "extrem negativ", teilt das Präsidialamt in Moskau mit. Die Lieferungen würden aber den Ausgang des Konflikts nicht ändern.

Ukrainischer Vorstoß bei Bachmut

Die ukrainische Armee hat am Montag einen Erfolge in der Nähe der hart umkämpften Stadt Bachmut im Osten des Landes gemeldet. "Der Vorstoß unserer Truppen in Richtung Bachmut ist der erste Erfolg der Offensive im Rahmen des Einsatzes zur Verteidigung Bachmuts", teilte der Befehlshaber der ukrainischen Bodentruppen, Oleksandr Syrskyj, im Onlinedienst Telegram mit. "Wir kämpfen mit weniger Ressourcen als der Feind. Gleichzeitig gelingt es uns, seine Pläne zu zerstören", so Syrskyj.

Bereits am Wochenende hatte die Ukraine einige Erfolge rund um Bachmut gemeldet. Der Kampf um die Stadt ist der am längsten andauernde und blutigste des seit Februar 2022 andauernden russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Die vor Beginn des Krieges 70.000 Einwohner zählende Stadt ist mittlerweile weitgehend zerstört und verlassen. Die Einnahme von Bachmut hat jedoch angesichts der seit Monaten andauernden Gefechte mit großen Verlusten für beide Seiten hohe symbolische Bedeutung erlangt.

Nach ukrainischen Angaben hält Russland an seinem Plan fest, die Stadt zu erobern. Dazu würden neue Angriffstruppen in die Außenbezirke der Stadt geschickt, teilt die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar via Telegram mit.

Bericht: Wagner-Chef Prigoschin plante Verrat

Der Chef der russischen Söldner-Gruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, soll nach Zeitungsinformationen der ukrainischen Regierung angeboten haben, die Positionen russischer Truppen preiszugeben. Das berichtet die "Washington Post" unter Berufung auf durchgestochene Dokumente des US-Geheimdienstes. Die Ukraine habe das Angebot abgelehnt. In einer Audiobotschaft auf Telegram wies Prigoschin den Bericht der Zeitung inzwischen als "Unsinn" zurück. Auch das Präsidialamt in Moskau teilte mit, es scheine eine Fälschung zu sein. 

Chef der Söldner-Truppe Wagner Jewgeni Prigoschin in Kampfmontur
Jewgeni Prigoschin zeigte sich wiederholt unzufrieden wegen mangelnder Unterstützung aus RusslandBild: Konkord Company/Tass/IMAGO

Der "Washington Post" zufolge hatte Prigoschin im Januar seinen Kontakten im ukrainischen Geheimdienst das Angebot übermittelt. Demnach wollte der Wagner-Chef Kiew Informationen über russische Truppenstellungen geben, die die Ukraine für einen Angriff nutzen könnte, wenn die Ukraine ihre Soldaten aus dem Gebiet um Bachmut abziehen würden.

Der Zeitungsbericht stützt sich auf geheime US-Dokumente, die laut der Zeitung der Chat-Plattform Discord zugespielt wurden. Aus dem geleakten Dokument gehe nicht hervor, welche Positionen Prigoschin hätte verraten wollen. Wie die "Washington Post" schreibt, wollte der ukrainische Präsident Selenskyj in einem Interview mit der Zeitung einen Kontakt zu Prigoschin nicht bestätigen

Bei den Kämpfen in Bachmut spielt die russische Söldnertruppe Wagner eine zentrale Rolle. Prigoschin beklagte zuletzt immer wieder fehlende Unterstützung durch das russische Verteidigungsministerium sowie den Armee-Generalstab. Zuletzt prangerte er insbesondere einen Mangel an Munition für seine Kämpfer an und drohte dabei auch mit dem Abzug der Wagner-Gruppe aus Bachmut. Zuletzt hatte Prigoschin der russischen Armee vorgeworfen, die "Flucht" ergriffen zu haben. "Die Front kollabiert", sagte er am Freitag.

Militär-Delegation aus Südafrika in Moskau

Nach Vorwürfen möglicher südafrikanischer Waffenlieferungen an Russland ist der südafrikanische Heereskommandeur zu Gesprächen nach Moskau gereist. Generalleutnant Lawrence Mbatha und seine Delegation hätten mit ihren russischen Kollegen über "Fragen der militärischen Zusammenarbeit" gesprochen, "um die Kampfbereitschaft der Armeen beider Länder zu stärken" meldeten russische Nachrichtenagenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium. Die Delegation habe zudem Ausbildungseinrichtungen für Bodenstreitkräfte sowie russische Unternehmen aus dem "militärisch-industriellen Komplex" besichtigt.

Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa will im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht Partei ergreifen
Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa will im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine nicht Partei ergreifenBild: ESA ALEXANDER/REUTERS

Der Besuch findet inmitten von Spannungen zwischen den USA und Südafrika statt. Vergangene Woche hatte der US-Botschafter in Pretoria Südafrika vorgeworfen, im Dezember Waffen und Munition auf einen russischen Frachter geladen zu haben. Bislang hat Südafrika den Konflikt in der Ukraine nicht verurteilt, der Moskau international weitgehend isoliert hat. Die Regierung in Pretoria erklärte, sie wolle neutral bleiben. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sagte am Montag, sein Land lasse sich im Hinblick auf die Ukraine nicht "in einen Wettbewerb zwischen Weltmächten" hineinziehen, obwohl Südafrika einem "außergewöhnlichen Druck" ausgesetzt sei, eine Seite zu wählen. 

Chinesischer Diplomat besucht Ukraine und Russland

China wirbt um eine Lösung im Ukraine-Konflikt. Chinas Sonderbeauftragter für eurasische Angelegenheiten und ehemaliger Botschafter in Russland, Li Hui, werde am Montag seine Reise in die Ukraine, nach Russland und in andere europäische Städte antreten, um eine "politische Lösung" der Ukraine-Krise zu erörtern, teilte das chinesische Außenministerium mit. Auf der mehrtägigen Reise werde Li auch Polen, Frankreich und Deutschland besuchen. Ein genauer Zeitplan wird nicht genannt. Nach ukrainischen Angaben wird Li am Dienstag in Kiew erwartet und er werde voraussichtlich bis Mittwoch bleiben.

sti/uh/ust/gri (dpa, afp, rtr)

Dieser Artikel wird am Tag seines Erscheinens fortlaufend aktualisiert. Meldungen aus den Kampfgebieten lassen sich nicht unabhängig überprüfen.