Russland Drahtzieher der Bluttat von Charkiv?
23. Februar 2015Ukrainische Sicherheitskräfte haben vier Tatverdächtige verhaftet. Die Medien des Landes berichten unter Berufung auf die Behörden, die Festgenommenen seien in der russischen Stadt Belgorod ausgebildet und bewaffnet worden. Sie hätten eine ganze Serie von Anschlägen in Charkiv verüben wollen, auch mit einem russischen Raketenwerfer, melden ukrainische Medien, ohne Details zu nennen.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sprach von einem "unverhohlenen Versuch, den Einflussbereich des Terrorismus auszudehnen". "Terroristischer Abschaum" habe mit der Tat seine "mörderische Natur" bewiesen.
Bei dem Anschlag in Charkiv waren am Sonntag mindestens zwei Menschen getötet worden, weitere wurden verletzt. Laut Staatsanwaltschaft wurde der am Straßenrand versteckte selbstgebaute Sprengsatz mit einem Zeit- oder Fernzünder ausgelöst. Die Bombe sei mit Nägeln gefüllt gewesen.
Die zweitgrößte Stadt der Ukraine liegt mehr als 200 Kilometer von den umkämpften Gebieten im Osten und etwa 40 Kilometer von der russischen Grenze entfernt. In der Vergangenheit gab es dort gelegentlich gewalttätige Proteste von prorussischen Separatisten, doch die meisten Einwohner unterstützen die prowestliche Regierung in Kiew.
Schon mehrfach war es in Charkiv und in anderen mehrheitlich russischsprachigen Städten zu Anschlägen gekommen, bei denen meist nur Sachschaden entstanden war.
Gedenken an Maidan-Proteste
In der Hauptstadt Kiew und anderen Städten der Ukraine wurde am Sonntag der proeuropäischen Proteste gedacht, die vor einem Jahr zum Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch führten. An der zentralen Gedenkveranstaltung auf dem Kiewer Maidan nahmen auch zahlreiche ausländische Politiker teil, unter ihnen der Bundespräsident. Joachim Gauck hatte zuvor erklärt, er wolle mit seinem Besuch "ein Zeichen der Solidarität mit der ukrainischen Demokratiebewegung setzen". Zu Ehren der fast hundert Toten, die bei den Straßenkämpfen um den Unabhängigkeitsplatz in den Tagen vor dem Sturz Janukowitschs getötet worden waren, stellten die Politiker Kerzen auf.
qu/haz (dpa, afp)