UN-Chef befürchtet "Blutbad" in Idlib
12. September 2018Idlib dürfe "nicht in ein Blutbad verwandelt werden", sagte António Guterres in New York. Ein groß angelegter Angriff auf die Rebellenhochburg würde einen "humanitären Albtraum" zur Folge haben, so die Einschätzung des Generalsekretärs der Vereinten Nationen. An die Adresse Russlands, des Irans und der Türkei gerichtet sagte Guterres: "Der Kampf gegen Terrorismus entbindet die Kriegsparteien nicht von ihren grundlegenden Verpflichtungen nach internationalem Recht."
Die Provinz Idlib gilt als letzter große Rückzugsort für Aufständische in Syrien. Die Regierung von Präsident Baschar al-Assad droht damit, die Provinz einzunehmen, nachdem zuletzt diplomatische Initiativen für eine Entspannung gescheitert waren.
Auch die Türkei wandte sich bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats energisch gegen eine Großoffensive der syrischen Armee in Idlib. Frankreich und Großbritannien schlossen sich Ankaras Forderung nach einer Waffenruhe an.
"Schreckliche Konsequenzen"
Die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, warnte die von Russland und dem Iran unterstützten Regierungstruppen vor einer "blutigen militärischen Eroberung" der Rebellenprovinz. Eine solche Offensive werde "schreckliche Konsequenzen" nach sich ziehen. Russlands Botschafter bei den Vereinten Nationen, Wassili Nebensia, rechtfertigte hingegen Angriffe auf Idlib als "Anti-Terror-Einsatz".
Fingierter C-Waffen-Angriff?
Derweil beschuldigte das russische Verteidigungsministerium Gegner der Regierung in Damaskus, einen fingierten Angriff der syrischen Armee mit Chlorgas und Fassbomben auf Zivilisten vorzubereiten. Fernsehteams seien bereits in Dschisr al-Schugur eingetroffen, etwa 40 Kilometer südwestlich der Provinzhauptstadt Idlib. Gedreht werden solle dort eine "Provokation", die dann von den TV-Kanälen weltweit verbreitet werden solle. Zwei Behälter mit Chlorgas seien bereits nach Dschisr al-Schugur gebracht worden, so das Ministerium weiter. Demnach sollten aus Gründen der Authentizität echte Chemikalien verwendet werden, auch um bei späteren Bodenproben deren "Einsatz" nachzuweisen.
Die USA, Frankreich und Großbritannien hatten in einer gemeinsamen Erklärung Vergeltung für den Fall angekündigt, dass bei der erwarteten syrischen Großoffensive Chemiewaffen eingesetzt werden. In Deutschland sorgt eine mögliche Beteiligung der Bundeswehr an einem solchen internationalen Militäreinsatz in Syrien für kontroverse Debatten.
wa/jmw (afp, dpa)